Weiter gehts Richtung Süden nach Patagonien und unser Weg führt uns über die Halbinsel Chiloé, die zweitgrößte Insel des Landes. In Castro findet jeden Samstag ein kleiner Wochenmarkt mit regionalen Spezialitäten statt und wie es der Zufall so will, kommen wir an einem Samstag in dem kleinen Städtchen an. Hier kann man vor allem fangfrischen Fisch kaufen und wir gönnen uns gleich mal eine Portion Ceviche, was wir ja schon bestens auf Panama kennen. Die ganze Halbinsel ist bekannt für ihre hölzernen Kirchen und eine besichtigen wir in Castro. Die gesamten Gebäude wurden tatsächlich ohne Nägel gebaut und steht immer noch. Kein Wunder, dass die zahlreichen Holzkirchen auf Chiloe als UNESCO Weltkulturerbe gelten.
Spät am Abend fahren wir nach Quellón, ganz an der Südspitze von Chiloé. Ab hier soll uns ein Fähre in 48 Stunden wieder zurück zum Festland bringen, in das weiter südlich liegende Puerto Chacabuco. In den nächsten zwei Tagen fahren wir durch wunderschöne Fjordlandschaften und legen immer wieder an einsamen Inseln an, um Nahrung für die wenigen Bewohner anzuliefern. Die Fähre ist fast leer und wir haben ganze Sitzreihen Platz zum Schlafen, saubere Toiletten und eine warme Heizung. So gut haben wir schon lange nicht mehr geschlafen und für gerade mal 24 € ein richtiges Schnäppchen für diese lange Distanz.
Wir wollen aber noch weiter nach Süden ins tiefe Patagonien. Mit dem Bus fahren wir nach Coyhaique. Nach der ganzen Kuchen-Völlerei beschließen wir, uns mal zur Abwechslung wieder etwas sportlich zu betätigen und wandern in das Reserva Nacional Coyhaique. Dort führt ein wunderschöner Weg durch den Park und einmal um die Laguna Verde.
Von Coyhaique gehts mit dem nur 2 mal die Woche fahrenden Bus weiter nach Süden in das kleine Dorf Puerto Rio Tranquilo am Lago General Carrera (der zweitgrößte See Südamerikas). Die Busfahrt dorthin führt uns durch eine wunderschöne einsame weite Landschaft, genauso wie man sich eben Patagonien vorstellt. Die Hauptattraktion im verschlafenen Ort ist definitiv eine Bootstour zu den Marmorhöhlen. Es regnet ohne Unterbrechung, es ist eisig kalt (ja der Winter ist hier schon in vollem Gang) und zu allem Überfluss geht unser Boot mitten auf dem See kaputt und wir verbringen Stunden in strömenden Regen. Bibbernd und durchnässt gehts weiter zu den Marmorhöhlen und wir werden durch das wunderschöne Höhlensystem, was uns erwartet, entschädigt. Das Gestein an dem Gletschersee ist auf natürliche Weise entstanden. Auch wenn der Name es anderes vermuten lässt, bestehen die Wände der Capillas de Marmol nicht aus Marmor. Sie weisen lediglich die feine, wellenartige Struktur auf, die von diesem Gestein üblicherweise bekannt ist. Sie wurden durch die ständigen Wellen des Gletschersees gebildet, die innerhalb der Marmorhöhlen unermüdlich auf und ab wogten. An die 6.000 Jahre dauerte die Entstehung der Höhle. Neben der einmaligen Musterung sind auch mit etwas Phantasie bizarre Formen, wie Gesichter oder diverse Tiere im Gestein erkennbar. Mit unserem kleinen Boot können wir tief in die Tunnel und Steinbögen hineinfahren. Seit 1994 gelten die Marmorhöhlen als Naturreservat.
Unseren Plan bis zur Südspitze von Patagonien zu fahren, müssen wir dann aber vorzeitig aufgeben. Aufgrund des einbrechenden Winters sind bereits viele Straßen gesperrt und Busse fahren nur noch sehr unregelmäßig. Also machen wir uns wieder auf den Weg zurück nach Norden. Aber auch hier hat die Natur das Sagen. Durch die starken Regenfälle der vergangenen Tage ist die einzige Straße nach Norden vollständig abgebrochen und nicht mehr passierbar. Uns blieb nichts anderes übrig als einen teuren Flug zurück nach Santiago zu buchen, um dort unseren Flieger nach Neuseeland noch rechtzeitig zu erreichen.
Patagonien – wir werden auf alle Fälle wieder kommen, aber das nächste Mal im Sommer!