Unsere Fahrt geht mit dem Bus immer entlang des Titicacasees und in Kürze sind wir auch schon hinter der Grenze in Bolivien angelangt. Der Grenzübergang läuft wie bisher in Südamerika problemlos ab, ohne ein Wort bekommen wir unseren Stempel und reisen ein. Wir mieten uns gleich im ersten bolivianischen Ort Copacabana ein. Ja wer jetzt an Rio denkt liegt richtig…allerdings beansprucht das bolivianische Copacabana das Original zu sein, denn der bekannteste Wallfahrtsort Boliviens ist auch in Brasilien bekannt und der weltbekannte Stadtteil in Rio ist nach der schwarzen Jungfrau von Copacabana benannt. Im Vergleich zu Peru fällt uns hier gleich auf, dass die Menschen viel ärmer sind und vor allem stechen uns auch gleich die große Anzahl Cholitas mit ihrer traditionellen Kleidung ins Auge, die aus unzähligen Röcken und Unterröcken sowie einer Melone (Hut) besteht. Wir lernen das der heute traditionelle Kleidungsstil eigentlich von den spanischen Kolonialherren bzw. Frauen eingeführt wurde und die bolivianischen Frauen davon so angetan waren das sie den Kleidungsstil für sich übernommen und angepasst haben.
Natürlich sind wir aber hier um den bekannten Titicacasee auch von bolivianischer Seite zu bewundern. Auch auf dieser Seeseite werden allerlei Touren auf den Titicacasee angeboten und wir buchen eine günstige (Bolivien ist sehr billig) zu den bekanntesten. Die Isla de Luna (Mondinsel) diente in den 1940er Jahren als Boliviens wichtigstes Gefängnis und Konzentrationslager. Heute leben nur noch wenige Einwohner auf der Insel, die meist noch Quechua oder Aymara sprechen und sich mit spanisch noch schwer tun. Mit dem Boot geht die Fahrt weiter zur gegenüberliegenden Isla de Sol (Sonneninsel). Unsere geplante Wanderung einmal quer über die Insel fällt leider in’s Wasser, da gerade ein Konflikt zwischen den Bewohnern des Nordens und des Südes herrscht und es wohl schon öfters zu Übergriffen auf Touristen kam, es geht natürlich wie immer ums Geld. Da wir nicht wirklich viel darüber in Erfahrung bringen können und der Bootsführer und Tourguide uns von der Wanderung abrät, verbringen wir einige Stunden auf der Südinsel und ziehen dort durch die alten Gassen. Nach Stunden wartet endlich das Boot auf uns, welches uns zurück an Land bringen soll, der Nachmittag hat sich wirklich hingezogen, da man nicht allzu viel auf der Insel machen konnte. Zu allem Überfluss geht dann bei der Rückfahrt unserer Boot kaputt und wir verbringen noch mal eine gefühlte Ewigkeit auf dem Wasser bevor wir von einem anderen Boot abgeschleppt werden.
Nach der Zeit am Titicacasee fahren wir mit dem Bus weiter nach La Paz. Wir dachten zwar, dass es kaum eine Verschlechterung bei südamerikanischen Bussen gibt, aber in Bolivien sind die Busse tatsächlich noch dreckiger, älter und verspäteter als wir es bisher erlebt hatten. Trotzallem kommt man nicht billiger von A nach B und so kommen auch wir in La Paz an, Boliviens Regierungssitz, aber nicht Hauptstadt (Sucre ist die Hauptstadt). Die Stadt liegt auf einer Höhe von bis zu 4100 m und gilt als höchster Regierungssitz der Welt. Die historische Innenstadt hat nicht wirklich viel zu bieten, einen ganz hübschen Platz, den Plaza Murillo mit Präsidentenpalast und Parlamentsgebäude, viele Markthallen mit frischem Obst und einen ganz interessanten Hexenmarkt. Hier bekommt man wirklich alles, was man so als Hexe von Welt und als Normalsterblicher heutzutage so braucht: getrocknete Lamas, Liebestropfen (falls es mal mit der Angebeteten nicht so klappt), oder Abwehrtropfen um nervige Verehrer zu vertreiben. Und genau das macht den Reiz von La Paz aus, die extrem wuselige Stadt mit endlosen Märkten hat einen ganz eigenen Charm. Das Ganze ist so kurios und ungewohnt das man sich in einer anderen Welt wähnt. Hier kann man sich wirklich stundenlang aufhalten und kommt aus dem Staunen nicht raus. Die meisten Backpacker nutzen die Stadt aber als Partyhochburg, ausgehen ist hier wirklich spottbillig.
Donnerstags steigt der größte Markt in Bolivien im benachbarten El Alto was bis 1985 ein Stadtteil von La Paz war. Sehr einfach mit der Seilbahn zu erreichen machen wir uns auf nach El Alto. In unserer Kabine sitzen fünf mega schicke Leute, die uns gleich auffallen, weil wir hier in Bolivien noch niemand so reiches gesehen haben. Plötzlich spricht uns einer der Bolivianer auf Deutsch an und erzählt uns, dass er in Landshut studiert hat und auch viele Jahre in der Stadt gelebt und gearbeitet hat. Er ist gerade mit seiner Familie auf dem Weg nach El Alto um seinen Supermarkt zu eröffnen, wo er uns auch gleich daraufhin einlädt mit ihm zu kommen. Der andere Typ in der Kabine war übrigens ein bolivianischer super bekannter Schauspieler, Milton Cortez (nie von ihm gehört), der extra zur Eröffnung engagiert wurde. Wir lassen uns das Angebot natürlich nicht entgehen und haben eine lustige Zeit in dem niegelnagelneuen Supermarkt. Wir beschließen dann aber doch die Party zu verlassen, weil wir ja eigentlich wegen des riesigen Straßenmarktes nach El Alto gekommen sind, der sich wirklich durch die ganze Stadt zieht. El Alto ist inzwischen größer als La Paz und jeder Reiseführer warnt eigentlich ausgiebig vor einem Besuch. Hier sind Taschendiebstähle an der Tagesordnung, was wir auch direkt hautnah mitbekommen. In dem dichten Gedränge des riesigen Straßenmarktes, treffen wir auf Eric, einen alten Bekannten, den wir bereits in Lima kennengelernt haben. Bei unserem gemeinsamen Streifzug durch die unzähligen Stände, fällt plötzlich ein seltsamer Typ neben ihm auf den Boden und rempelt Eric dabei an. Schon eine Sekunde später ist er in den Menschenmassen verschwunden und Eric merkt ziemlich schnell, dass ihm in der kurzen Zeit das Handy aus der Tasche gestohlen wurde …
Wir halten unsere sieben Sachen jetzt noch fester zusammen und beschließen uns von dem Vorfall nicht einschüchtern zu lassen. Schließlich wartet noch ein kleines Highlight auf uns, worauf wir uns schon den ganzen Tag freuen: Dem Cholita Wrestling. Hier hauen sich indigene Frauen in ihren traditionellen Gewändern einen über die Rübe, natürlich wie im echten Wrestling alles nur gestellt, aber trotzdem, wir hatten jede Menge Spaß!