Nach einigen Tagen Großstadt, Bogota ist einfach riesig und unglaublich stressig, verabschieden wir uns und nehmen den Nachtbus in das grüne, bergige Salento. Der kleine malerische Ort liegt mitten in Kolumbiens Kaffee-Anbaugebiet und ist Ausgangspunkt für Wanderungen in das Valle de Cocora. Das Gebiet ist als „Kolumbiens Schweiz“ bekannt und wir wollen natürlich wissen warum. Also nur schnell das Gepäck im Hostal verstauen und los geht die Tour. Die Wanderung führt zuerst über grüne Wiesen mit Ausblick auf vom Wind verformte und gebeugte Bäume bis hinauf zu den riesigen, schlanken Wachspalmen, dem Wahrzeichen von Kolumbien. Nach der Graslandschaft und den zahlreichen Kühen, führt der Weg in einem grünen Nebelwald stetig bergauf. Kolibries flattern überall und bei einer Rast haben wir wirklich gute Gelegenheiten die unglaublich wendigen und schnellen Vögel zu beobachten. Gestärkt geht es weiter hinauf auf die Bergkuppen nach La Montaña. Von hier aus kann das gesamte Valle del Cocora überblickt werden. Man hat wirklich das Gefühl man ist in der Schweiz, wären da nicht die ganzen, riesigen (bis zu 60 Meter hohen) Palmen. Hatten wir bisher Glück mit dem Wetter, ändert sich das hier und wir werden ordentlich nass. Ziemlich nass machen wir uns auf den Rückweg und freuen uns auf unser Cena (Abendessen) in Salento.
Da wir schon mal IM Kaffeeanbaugebiet Kolumbiens sind, besichtigen wir ein weiteres Mal (nach Puerto Rico) eine Cafe Hacienda (La Arzacia). Hacienda ist hier vielleicht etwas weit gegriffen und wir landen nach etlichen Kilometern über matschige Straßen an einem kleinen, unscheinbaren Haus, wo wir sogleich von dem alten Besitzer in seinem dreckigen Arbeitshemd begrüßt werden. Die Farm ist wirklich sehr klein, der alte Besitzer konnte natürlich nur Spanisch und statt große Reden zu schwingen, hing er uns ein Kaffeebeutel um, führte uns zu seinen Kaffeesträuchern, wo er uns mitteilte, dass wir die Reifen Bohnen (nur die roten) pflücken sollten und dann verschwand er für knapp eine Stunde. Da nur recht wenige rote Bohnen an den Sträuchern hängen ist unsere Ausbeute alles andere als beeindruckend. Der trotz der mageren Ausbeute bestens gelaunte Farmbesitzer zeigte uns anhand unserer Errungenschaften wie es mit der Kaffeebohne weitergeht und das ganze ist wirklich absolutes Kleinstformat. Statt der bekannten großen Maschinen aus Puerto Rico kippte er die Bohnen in einen handbetriebenen Schäler, um die Bohnen anschließend in sein kleines Gewächshaus zum trocknen zu bringen. Die getrockneten Bohnen wurden dann in seiner Küche in einer kleinen Pfanne geröstet, ein traumhafter Duft, auch wenn man nicht auf Kaffee steht. Wohlgemerkt macht das der gute Herr nicht zu Demozwecken, sondern so produziert er tatsächlich seinen Kaffee, wenn auch nur einige hundert Kilo im Jahr. Nach dem verkosten sind wir absolut platt, der Kaffee haut uns wirklich um, also wer mal nach Salento kommt muss unbedingt zu La Arzacia! Eingedeckt mit ordentlich Kaffee machen wir uns auf den Weg zurück nach Salento und wir machen tatsächlich eine Mitfahrgelegenheit auf einem Gemüsetruck klar…coole Sache, das spart ein paar Kilometer zu Fuß 🙂
Nach spannenden Tagen in Salento machen wir uns auf Richtung Süden da wir die Tatacoa-Wüste unsicher machen wollen. Der Name Tatacoa kommt von einer ursprünglich in der Wüste heimischen, aber inzwischen ausgerotteten Schlangenart. Aufgrund ihrer besonderen geografischen Lage zwischen den beiden Gebirgszügen der Zentral- und der Ostkordillere, ist es auch in der Regenzeit hier meist niederschlagsarm und wie für eine echte Wüste, meist auch ziemlich trocken. Da die Wüste eindeutig zu groß (330 km2) ist und die Temperaturen um die 30°C liegen, beschließen wir die Wüste nicht zu Fuß, sondern per Moped zu erkunden. Glücklicherweise haben die findigen Kolumbianer auch an das Gedacht und bieten zweirädrige Gefährte zur Miete an.
Als wir „unsere“ Maschine sehen, fragen wir uns allerdings ernsthaft, ob das Teil überhaupt fahren kann. Kaputter Blinker, keine Vorderbremse, keine Stoßdämpfer, keine Hupe, fast keine Bremskraft, aber gefahren ist das Teil, zumindest manchmal. Wenn es auch zwischendurch ziemlich oft ausging und Nils so seine Schaff hatte das Teil bei Laune zu halten, war die Fahrt durch die Wüste ein super Ausflug mit riesen Spaßfaktor.
Die Unterkünfte in der Wüste sind wirklich lausig, fließendes Wasser Fehlanzeige, also machen wir uns auf nach San Agustin. Die Stadt wurde durch zahlreiche mit einfachsten Werkzeugen hergestellte Felsskulpturen und mystische Figuren bekannt, die in der Zeit von 100 bis 1200 nach Christus von der sogenannten San-Agustin-Kultur geschaffen wurden. Unzählige dieser Staturen lassen sich im Parque Arqueológico Nacional bewundern, was wir natürlich mitnehmen.
Trotzdem wird es nach so vielen aufregenden Wochen in Kolumbien langsam Zeit, an die nächste Station (Ecuador) zu denken. Also machen wir uns auf Richtung Ipiales. Die Busfahrt führt durch eine der gefährlichsten Straßen Kolumbiens, direkt durch ein dichtes von Guerillas besetztes Dschungelgebiet. In den vergangenen Jahren kam es dort immer wieder zu Busüberfällen (so finanzieren sich die Guerillas ihren Lebensunterhalt) und es wird empfohlen, die Straße nicht in der Nacht zu befahren. Auch wenn mittlerweile die Nachtbusse nur noch im Konvoi und mit Polizeieskorte fahren, entscheiden wir uns für die 8 Stunden lange Fahrt einen Nachmittagsbus zu nehmen. Lieber einen Nachmittag mit Busfahren vergeuden, wie den Guerillas in die Hände zu fallen. Naja und was soll man sagen, es hat sich gelohnt: Die Strecke liegt landschaftlich sehr schön und bei Tageslicht können wir die Fahrt durch den Dschungel und das ausgedehnte Hochland (Paramo) auch noch genießen. Nach Einbruch der Dunkelheit sind wir bereits durch die schlimmsten Gebiete durch und die Militärposten werden häufiger, trotzdem bleibt ein kleines, ungutes Gefühl und so sind wir froh als wir kurz vor Mitternacht die Grenzstadt Ipiales erreichen.
Bevor wir aber endgültig über die Grenze nach Ecuador aufbrechen, machen wir am nächsten Morgen noch einen kurzen Abstecher in den Nachbarort Las Lajas. Dort befindet sich die Cathedrale Santuario de Nuestra Senora, eine katholische Basilika, die über dem Canyon des Río Guáitara errichtet wurde. Das ist der Ort, wo der Legende zufolge die Indigene María Mueses und ihre Tochter Rosa 1754 eine Erscheinung der Jungfrau hatten. Für einen guten Katholiken natürlich Grund genug eine stattliche Kirche zu bauen…aber die Kirche ist tatsächlich ziemlich cool, seht selbst!
Unser kurzes Fazit zu Kolumbien: Ja, die Kolumbier sind wirklich glückliche, fröhliche, herzliche und gastfreundliche Menschen, die sich trotz schwerer jüngerer Vergangenheit nicht ihre Lebensfreude haben nehmen lassen. Beeindruckend. Wir kommen bestimmt wieder.
Kurzum Kolumbien ist klasse und definitiv eine Reise wert!