Barranquilla, die viertgrößte Stadt Kolumbiens, hat als Handels- und Industriestadt selbst nicht viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Trotzdem ist sie über viele Landesgrenzen hinweg bekannt, nein nicht weil Shakira hier geboren wurde, sondern weil die Stadt als eine der weltweit größten Karnevalshochburgen gilt und den zweitgrößten Karneval nach Rio de Janeiro auf die Beine stellt. Die Feierlichkeiten wurden sogar vor einigen Jahren von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Hier treffen einheimische und heidnische Bräuche auf katholische Einflüsse sowie afrikanische Traditionen, die durch den früheren Sklavenhandel geprägt wurden. Nach der kurzen Fahrt von Taganga steigen wir aus und sind total geplättet von der schieren Anzahl an Leuten die sich bereits an und auf den Straßen versammelt haben. Die ganz schlauen haben Stühle mitgebracht und vermieten diese jetzt natürlich gegen einen saftigen Preis. Wir schlagen das unverschämte Angebot aus und da wir noch etwa 2 Stunden bis zum Beginn des großen Umzuges haben, gesellen wir uns zu den wirklich einzigen anderen Gringos weit und breit. Die zwei älteren Australier haben schon eine gewaltige Summe an leeren Bierflaschen auf Ihrem Tisch versammelt nur um sich bei unserer Ankunft gleich das nächste zu bestellen. Wir sind keine Spielverderber und trinken natürlich einen mit. Um nicht schon vor dem Umzug total voll zu sein verabschieden wir uns und streifen durch die Straßen, bei etwas Streetfood und lustigen Gesprächen mit Kolumbianern (liegt eher an unserem spanisch) vergeht die Zeit bis zum Umzug im Flug. Dann gehts auch schon los und nach dem ersten Vorgeplänkel mit Blaskapellen usw. hauen uns die Tänzerinnen in ihren aufwendigen Kostümen aus den Socken, die Farben und die, typisch südamerikanisch, viel zu laute Musik geben uns den Rest. An allen Ecken werden wir von Einheimischen zu Aguardiente (Anis-Schnaps) eingeladen, dienen als Gringo Fotomodell und werden von oben bis unten eingepudert und mit Schaum besprüht. Man erklärt uns, das gilt als Zeichen, dass wir nun in die Gemeinschaft aufgenommen wurden. Nach ordentlich Festbier und Schnaps, das erinnert dann doch schon deutlich an die deutsche Fastnacht begeben wir uns dann ziemlich platt und eingepudert zu unserem Nachtbus der uns Richtung Süden bringt.
Nach einer langen Fahrt landen wir im weithin bekannten Outdooractionort (hu, gibts das Wort) San Gil. Der Ort liegt in mitten von schöner Natur und hier kommt wirklich jeder Adrenalin Junkie auf seine Kosten. Jede erdenkliche Outdoor-Aktivität kann man hier im Ort buchen und das zu wirklich, zumindest für uns Gringos, sehr erschwinglichen Preisen. Wir entscheiden uns für eine 10km lange Rafting Tour auf dem Rio Fonce bei dem uns nur ein Franzose begleitet, wir haben dank der Nebensaison also fast eine Privattour. Die Fahrt ist ziemlich rasant und ein paar Mal haut es uns fast aus dem Raft, aber trotzdem kentern wir nicht. Nass sind wir natürlich trotzdem am Ende der Fahrt.
Wir trocknen uns kurz ab und schon geht es weiter zum Paragliding über den Chicamocha Canyon. Nachdem wir uns in den wirklich seltsamen Sitz gezwängt haben und der Pilot die gefühlt 300 Schnüre entwirrt hat gehts von einem wirklich windigen Hügel los. Der Wind ist wirklich stramm und der Aufstieg geht rasant voran. 500 Meter über dem Boden hat man dann eine wirklich tolle Sicht auf den Canyon und man vergisst fast, dass man lediglich von wirklich sehr, sehr dünnen Seilen gehalten wird. Nach ein paar Selfies legt der Pilot dann so Richtung los und befördert uns in engen Kehren und einem Trudeln wieder in tiefere Regionen. Das ist definitiv nichts für schwache Mägen und auch Nils ist ordentlich weiß im Gesicht. Trotzdem vergehen die 20 Minuten wie im Flug (haha, welch ein Wortspiel) und wir sind ein wenig traurig das die Zeit so schnell vergeht. Auf jedem Fall ne Super Sache und eine klare Empfehlung falls man mal in San Gil unterwegs ist.
Nach all der Aufregung brauchen wir erst mal eine Stärkung und natürlich entscheiden wir uns für eine sehr typische Spezialität in der Region Santander die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Auf dem Speiseplan stehen frittierte Ameisen, sogenannte Hormigas Culonas (auf deutsch: Ameisen mit dem riesigen Hintern). Die Blattschneiderameisen gehören tatsächlich zu den größten Ameisen der Welt und naja wie der Name sagt haben die Viecher einen riesigen Arsch.
Die Proteinreichen und als Aphrodisiakum bekannten Biester schmecken gewöhnungsbedürftig aber nicht schlecht (das ist nur Nils Meinung), trotzdem werden Ameisen nicht zu unser Leibspeise und wir wenden uns dann lieber wieder einem der typischen Reisgerichte zu.