Unsere Reise geht immer weiter nach Süden. Nur durch unzählige Male umsteigen und ewig lange Busfahrten über geschotterte Nebenstraßen ist die Provinz Khammuan zu erreichen. Trotzdem nehmen wir den langen Weg auf uns, da dort abseits der ausgetretenen Touristenpfade ein Laos Highlight auf uns wartet. Unser Ziel ist Tham Kong Lo oder auch Kong Lor, eine 7,5 km lange Höhle, die komplett mit dem Boot befahren werden kann und das in absoluter Dunkelheit, nur mit einer Stirnlampe ausgestattet. An ihrer größten Stelle erreicht die Höhle eine atemberaubende Ausdehnung von 90 Metern Breite und 100 Metern Höhe! Zusammen mit einer noch ziemlich jungen Französin die wir im Dorf kennengelernt haben buchen wir uns ein Boot mit einem sehr freundlichen Führer der allerdings kein Wort Englisch spricht und schon gehts los. Nach einigen hundert Metern erreichen wir den dunklen Höhleneingang und werden schon kurze Zeit später von vollkommener Dunkelheit verschluckt. Unsere winzigen Stirnlampen erhellen maximal unser kleines Boot und wir wissen nicht so recht, wo die nächste Stromschnelle lauert. Unseren Bootsführer stört das nicht weiter, er kennt die Höhle wie seie Westentasche und navigiert uns gekonnt an allen Felsen vorbei. Nach ca. 10 Minuten sehen wir erstes, allerdings elektrisches, Licht und legen in einer riesigen Halle an. Der einzige Bereich der Höhle der ohne Boot erkundet werden kann, ist ein riesiges von Stalaktiten- und Stalagmiten übersähtes Areal wo wir die außergewöhnlichsten Kalkstein-Formationen besichtigen. Wir folgen dem schwach beleuchteten Weg und erreichen auf der anderen Seite der Halle wieder unser Boot, das unser Guide in der Zwischenzeit durch das sehr flache Wasser gesteuert hat. Obwohl die Regenzeit noch nicht lange zurückliegt, ist der Wasserspiegel des Flusses sehr niedrig und nur wenigen Minuten später müssen wir in völliger Dunkelheit aussteigen, um für ein paar Meter das Boot zu ziehen. Nach weiteren 15 Minuten erreichen wir den Höhlenausgang auf der anderen Seite des Karstgebirges, wo wir kurz anlegen und die Gegend per Fuß erkunden. Zurück geht es auf dem gleichen Weg, noch einmal durchfahren wir die 7,5km lange Höhle und sind von den Ausmaßen beeindruckt.
Aber nicht nur die Höhle, sondern die ganze Region ist wunderschön idyllisch und entspannt. Die wirklich wenigen Touristen, die die Reisestrapazen hierher auf sich nehmen, kennt man schnell persönlich und wir entscheiden uns einfach noch einige Tage an diesem schönen Ort zu bleiben und den Bauern bei der Reisernte zuzusehen. Wir hätten gerne geholfen und haben verschiedene Bauern mit Händen und Füßen gefragt, ob wir nicht einen Tag für umsonst mitarbeiten dürfen, aber keiner der Bauern wollte das, was wie wir später erfahren daran liegt, das wir die Ernte nicht anfassen dürfen, da diese dann „entweiht“ wird. Nur die Familie bzw. das Dorf darf ernten. Wir wurden also zum faulenzen gezwungen, wo gibt’s sowas noch?
Paksé und Champasak Loop
Im Süden, nahe der thailändischen Grenze liegt Paksé, die drittgrößte Stadt in Laos. Allerdings haben wir schnell den Eindruck, dass hier der Hund begraben sein muss. Leergefegte Straßen, dunkle Häuser und ab 9 Uhr wird es schon schwierig Streetfood zu finden, das kennen wir bis jetzt deutlich anders. Naja wenigstens findet sich auf die schnelle ein Hotel, trotz wenig Belegung werden wir direkt in die hinterste Ecke im 6ten Stock einquartiert. Wir erkunden am nächsten Morgen die Stadt und sie scheint genauso tot zu sein wie am Abend zuvor. Immerhin gibt es hier eine wirklich gute und günstige Bäckerei, die zur Abwechslung auch mal wieder europäische Produkte im Angebot hat. Nicht schlecht nach wochenlangem Suppe schlürfen zum Frühstück. Damit wäre dann aber auch das Sightseeing in Pakse vorbei, viel gibt es hier einfach nicht zu tun. Aber nicht Pakse lockt uns hierher, es ist vielmehr das Umland. Natürlich muss mal wieder ein Roller her und trotz der verschrammten Knie zögern wir nicht und stehen pünkltich gegen 9 Uhr bei der Rollververmietung von Ms Noy. Die Dame führt seit Jahren den Laden mit Ihrem französischen Mann und genießt in Laos Kultstatus. Jeder Backpacker schwärmt von Ms Noy und ihren tollen und sicheren Rollern. Wir buchen das günstigste Model und machen uns auf den Weg. Die kleine, viertägige Tour führt auf 200km vorbei an Wasserfällen, indigenen Siedlungen und durch das für den Kaffee bekannte Bolevan Plateau (Champasak Loop). Unser erstes Ziel ist allerdings der Vat Phou Tempel, der ein wenig an Angkor Wat erinnert, nur sehr viel ruhiger daherkommt. Der Wat und die Kulturlandschaft Champasak sind UNESCO-Weltkulturerbe und der Tempel ist sogar älter als Angkor Wat und galt als dessen Vorlage. Man kann auch hier wieder Elemente aus der buddhistischen und hinduistischen Religion finden. Die ganze Anlage ist auf mehreren Ebenen gebaut, die durch steile Treppen verbunden sind. Den Aufstieg über die uralten Treppen, mit Magnolienbäumen gesäumt, lassen wir uns natürlich nicht entgehen, Oben wird man schließlich mit einem guten Panoramablick über die Landschaft belohnt. Zurück „on the road“ führt die anfänglich noch viel befahrene Strecke vorbei an Korbflechter- und Schmiedeständen bis hinein ins ruhige und abgelegene Hinterland. Hier stoppen wir zuerst an einem traditionellen Dorf nahe dem Wasserfall Tad Pasuam. Der Weg führt mitten durch ein Resort das seine besten Tage lange hinter sich hat. Die zerfallene und vor allem verlassene Anlage hat vor Jahren bestimmt einiges her gemacht, aber momentan ist der Ort eigentlich nur noch gruselig und das nahe gelegene „traditionelle“ Dorf ist auch eine reinste Touristenveranstaltung. Die lediglich 6m hohen Wasserfälle beeindrucken uns auch nicht wirklich, also schnell weiter zu unserer Unterkunft für heute. In dem kleinen Dorf Tad Lo bei den gleichnamigen Wasserfällen verbringen wir eine Nacht in einer wirklich luxeriösen Unterkunft für 6€ und besichtigen die Tad Lo Wasserfälle bevor wir uns wieder auf unseren Roller schwingen. Nach ca. 20 Kilometern erreichen wir ein kleines Dorf das direkt neben der Straße liegt. Ein kleines Schild in Englisch erregt unsere Aufmerksamkeit, zu lesen ist „Captain Hook – Coffee farm“. Hier mitten im Nirgendwo jemand der Englisch spricht? Das kleine Dorf hat weder Strom noch sonstige Annehmlichkeiten zu bieten, die Zeit scheint an diesem Dorf spurlos vorbeigegangen zu sein, einfache Holzhütten auf Stelzen, nackte Kinder die im Dreck spielen, wer spricht hier Englisch? Wir parken unseren Roller und bezahlen die anwesenden Jugendlichen mit einigen Cent damit sie auf unser Gefährt aufpassen, dem kleinen Weg ins Dorf folgend kommen wir uns vor, wie in einer anderen Welt. Unter vielen Häusern stehen schon Holzsärge bereit und wir wissen nicht ob diese schon genutzt werden oder hier nur lagern, bevor wir erfahren das die Särge hier schon zu Lebzeiten vorbereitet werden. Nach ca. hundert Metern wollen wir schon umkehren, als wir das Haus von Captain Hook dann doch noch erreichen. Der kleine, sympathische Laote raucht eine überdimensionale Pfeife und heißt uns herzlich auf Englisch willkommen. Mr Hook besitzt eine organische Kaffeefarm und bietet auch Touren an. Eigentlich wollten wir nur einen Kaffee trinken aber der sympathische Captain überzeugt uns die Kaffeetour zu machen, zum Glück! Denn diese Tour war komplett anders als die Touren in Südamerika. Hier lag der Schwerpunkt nicht auf dem Anbau und der Biologie der Pflanze, sondern wir erfuhren viel über die Geschichte des Kaffees, wie er nach Asien kam, welche Heilwirkungen er besitzt und wie das Leben in seinem sehr traditionellen Dorf ist. Mr Hook gilt als Außenseiter, da er als einziger studiert hat und sein Leben nicht nach den alten Traditionen führt. Bei einem Rundgang durch das Dorf, bekommen wir dann auch prompt einen Einblick, was es bedeutet nach den alten, traditionellen Regeln zu leben. So glauben die Einheimischen immer noch, dass die Erde eine Scheibe ist und es gibt sogar ein extra Gefängnis für Schweine. Bei unserem Rundgang gab es sogar zwei Inhaftierte. Angeklagt waren die Tiere übrigens, weil sie Hühner gefressen haben, unerhört!
Nach der wirklich beeindruckenden Tour durch das Dorf machen wir uns auf, um unsere nächste Station zu erreichen, leider haben wir uns total vertrödelt und landen irgendwo im Niemandsland. Außer einem Mietzelt finden wir keine Bleibe und so schlafen wir zur Abwechslung mal im Zelt. Bei diesen heißen und schwülen Temperaturen nicht gerade die erholsamste Nacht… In den nächsten Tagen stoppen wir an unzähligen Wasserfällen, dabei erwähnenswert ist Tad Halang. Eine mühsame Wanderung führt durch den Dschungel, dafür kann sich der Wasserfall aber wirklich sehen lassen. Auch Tad Yuang ist ein wirklich beeindruckender Wasserfall und nicht zu vergessen Tad Fan, der höchster Wasserfall in Laos, mit ganzen 120 Metern Höhe.