Von Luang Prabang geht es mit einem kleinen bis oben vollgestopften Bus weiter, unser Gepäck verschwindet auf dem Dach und wir quetschen uns auf 2 freie Plätze die extra für die „reichen“ Touris freigemacht wurden, die armen Einheimischen setzen sich gelassen auf Hocker in den Mittelgang. Aufgrund des Rollersturzes nimmt Nils das Angebot jedoch gerne an und schmeißt erstmal ein paar Schmerzmittel ein. Der Bus wackelt im Schneckentempo auf der Schotterpiste über die Berge und die erste Rast um Mitternacht kommt genau recht, zusammen mit dem ganzen Bus genehmigen wir uns erstmal was zu essen, die hervorragende Nudelsuppe ist ein schöner Mitternachtsimbiss. Als wir die Berge hinter uns lassen wird die Straße ein wenig besser und endlich ist an ein wenig Schlaf zu denken, zu früh gefreut, um ca. 2 Uhr kommen wir in Vang Vieng an und kommen uns ziemlich verlassen vor. Na toll, der Fuss ist dick und passt in keinen Schuh mehr, der schwere Rucksack schmerzt am Arm, ein Hotel haben wir natürlich auch nicht gebucht, es ist halb 3 Uhr in der Nacht und der blöde Busbahnhof ist mal wieder irgendwo außerhalb vom Zentrum. Aber es hilft nichts und wir laufen los Richtung Zentrum. Zum Glück finden wir auf Anhieb ein Hotel mit 24 Stunden Rezeption. Mit 12 €/Nacht nicht gerade günstig, aber Hauptsache erst einmal ein Bett. Vang Vieng ist mittlerweile das Outdoor Paradies für Backpacker: Tubing, Wandern, Rafting, Fallschirmspringen, alles machbar hier und eigentlich genau das richtige für uns. Aber dieses Mal ist erst einmal Bettruhe angesagt, bis das Laufen wieder besser klappt. Übrigens hatten Vang Vieng bis vor ein paar Jahren einen deutlich anderen Ruf und galt als DAS Drogenmekka in Südostasien, hier gab es alles, natürlich sind hin und wieder auch komplett zugedröhnte Touris beim Tubing ertrunken. Dieser Umstand zwang die Regierung den bis dahin geduldeten Drogenkonsum hart zu bekämpfen und heute gibt es nur noch in einschlägigen Bars etwas zu kaufen. Trotzdem sollte man nichts mit sich führen denn die Kontrollen sind hart und so hören wir von 2 Backpackern das sie letzte Nacht von der, durchaus auch korrupten, Polizei um 50$ erleichtert wurden. Also Finger weg von Drogen!
Vientiane
Nach einigen, eher entspannten Tagen ist der Fuß schon wieder etwas belastbarer und wir machen uns auf in die weiter südlich gelegenen Hauptstadt Vientiane. Die Stadt ist seit 1975 die Hauptstadt der Demokratischen Volksrepublik Laos, mit 350.000 Einwohnern aber eher beschaulich im Vergleich zu Millionenmetropolen wie Bangkok. Trotzdem haben wir uns wieder jede Menge vorgenommen, denn wir planen alle Sehenswürdigkeiten der Stadt abzulaufen und es gibt eine Menge zu sehen: Da wäre die Pha That Luang (eine königlicher Stupa), die das Wahrzeichen des Landes aus dem 16. Jahrhundert darstellt. Wir wandern weiter an der Nam Phu Fountain Richtung Presidential Palace, welcher nicht weit vom Botschafterviertel liegt. Wat Si Saket ist berühmt für seine 1.000 Buddhas, aber auch katholische Kirchen kann man in Vientiane besichtigen, ein Überbleibsel aus der französischen Kolonialzeit, wie der Name der Stadt. Weil wir der Hitze entfliehen wollen, machen wir ein Abstecher ins Haw Pha Kaeo National Museum, wo wir eine umfangreiche Sammlung von religiösen Objekten bewundern können. Unser Rundgang führt uns weiter zum Patuxai, dem „Tor des Sieges“. Der 49 Meter hohe Triumphbogen ist dem Arc de Triomphe de l’Étoile in Paris nachempfunden. Patuxai wurde in den 1960er Jahren als Denkmal für Laos Unabhängigkeit von Frankreich im Jahre 1949 errichtet. Bis heute ist das Bauwerk jedoch nicht vollendet und sicher nicht so prachtvoll wie das Vorbild in Paris, trotzdem kann man gegen einen kleinen Eintrittspreis nach oben steigen, wo man einen tollen Ausblick über die Stadt hat.
Unser nächstes Ziel ist das COPE Center (Cooperative Orthotic & Prosthetic Enterprise) in Vientiane. Seit der Gründung im Jahre 1996 hilft die Organisation tausenden von Opfern, die durch (mittlerweile geächtete) Streubomben, die von den USA im Zuge des Vietnamkrieges abgeworfen wurden, Gliedmaßen verloren haben. Sie stellen Prothesen, Rollstühle und physiotherapeutische Therapien zu Verfügung. Dies alles geschieht in enger Zusammenarbeit mit dem Laos National Unexploded Ordnance Programm kurz UXO. Die Arbeiter des Programms suchen die Provinzen in ganz Laos nach Blindgängern (unexploded ordnance) Zentimeter für Zentimeter ab und entschärfen die Sprengkörper. Rund 270 Millionen Streubomben haben die USA während des Vietnamkriegs über Laos abgeworfen. Rund ein Drittel ist dabei nicht explodiert. Und heute, über 40 Jahre nach dem Krieg, stellen diese Bomben immer noch eine große Gefahr für spielende Kinder oder Landwirte, die ihre Felder bestellen dar. Ein Teil des Kriegsschrottes, welcher bei der Entschärfung anfällt, kann man im COPE Informationscenter besichtigen. Der Großteil wird aber zu Löffeln, Zäunen usw. verarbeitet und absurderweise sogar zum Teil zurück in die USA exportiert. Laos ist bezogen auf die Einwohnerzahl das am stärksten bombradierte Land der Erde und ähnlich wie in Vietnam sind die Auswirkungen für die Bevölkerung nach wie vor enorm.
Zurück in der Stadt erwarten uns dann aber zum Glück wieder erfreulichere Bilder. Hier ist gerade das Bun Nam River Festival in vollem Gange. Einmal jährlich wird hier das Ende der Regenzeit gefeiert. An dem Ufer des Mekong sind unzählige Stände mit Essen, Kleidung und Haushaltswaren aufgebaut, wie ein riesiger Jahrmarkt eben. Traditionellerweiße werden mit Einbruch der Dunkelheit kleine selbstgebastelte Boote aus Blüten zu Wasser gelassen. Auch wir kaufen uns ein Blumenboot und stapfen Richtung matschigem Mekong Ufer. Das Fest geht über 3 Tage und auch am nächsten Morgen ist einiges geboten in der Stadt. Unter anderem findet dort das über die Landesgrenzen hinweg bekannte Boot Rennen statt, wo Teams aus Laos und den Nachbarländern gegeneinander antreten.
Aber auch außerhalb der Stadt kann man noch einiges unternehmen. wir fahren die 25 km zum außerhalb der Stadt liegenden, 1958 gegründeten Buddha Park Xieng Khuan. Hier kann man mehr als 200 hinduistische und buddhistische Statuen in den unterschiedlichsten bizarren Strukturen besichtigen. Jede einzelne wurde aus Stahlbeton hergestellt, sogar ein 6 Meter hoher Turm kann hier von innen und außen besichtigt werden, ziemlich cool und mit dem lokalen Bus für wenig Geld erreichbar.
Am letzten Tag in der Hauptstadt steht ein getrenntes Programm auf der Tagesordnung. Während Nils in verschiedenen Malls versucht ein neues Handy für sich zu finden, versucht sich Natalie in der Webe- und Färbekunst. Im Houey Hong Vocational Training Center for Woman werden Tageskurse angeboten, bei denen man das Färben mit Naturfarben, sowie die Jahrhunderte alte Tradition des Webens erlernen kann. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen, eine kleine Decke und ein selbstgefärbter Schal kommen mit in den Koffer nach Deutschland.