Ein verrückter weißer Tempel und das Dreiländereck

Die nördlichen Provinzen Thailands sind landschaftlich bisher wirklich sehr beeindruckend, grüner, undurchdringlicher Dschungel, sanfte Gebirgszüge, verschlafene Dörfer wechseln sich ab und so machen wir uns auf noch mehr dieser Provinzen zu erkunden. Auf unserem Weg nach Chiang Rai legen wir einen Zwischenstopp in Phayao ein. Der kleine Ort ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und des größten Süßwassersees Nordthailands. Wirklich schön gelegen am See flanieren wir durch den von westlichen Touristen ignorierten Ort am Seeufer entlang, bevor wir auf den riesigen Freitagsmarkt stoßen. Auf einer großen Fläche direkt am See gelegen wird von Klamotten über Obst, Spielsachen, Lederwaren und natürlich der beliebte Papayasalat alles angeboten. Wir genießen den relaxten Markt und gesellen uns mit unserem Papayasalat zu den Einheimischen, die hier auf dem Boden sitzend speisen und das rege Treiben beobachten. Überall sehen wir kleine Grüppchen mit einem Bastball Volleyball spielen…aber Moment das Spiel wird nicht mit den Händen sondern den Füßen gespielt. Das in Asien weit verbreitete Sepal Takraw ist ein ziemlich artistisches Spiel bei dem 3er Teams Volleyball mit den Füßen spielen. Fallrückzieher sind keine Seltenheit und selbst hier in der Provinz sind wir beeindruckt wie professionell gespielt wird. Einfach mal in Youtube nach Sepak Takraw suchen, wirklich beeindruckend. Am nächsten Morgen machen wir uns gestärkt auf in die nördlichste Provinz Thailands, nach Chiang Rai. Kaum kommen wir in unserem Hotel an, wird uns auch schon gleich mitgeteilt, dass jeden Samstag ein riesiger Markt in der ganzen Stadt ist, wie gut, dass genau heute Samstag ist. Überall gibt es leckere Essenstände, Kleider und jeglichen Krusch zu kaufen und auf allen freien Plätzen sind kleine Tische und Sitzkissen aufgebaut, wo unzählige Menschen bei angenehmer warmer Temperatur und bei Livemusik das Wochenende bei Tanz und dem ein oder anderen Bier genießen. Und das jeden Samstag, warum gibt es bei uns sowas cooles eigentlich nur einmal im Jahr, wenn überhaupt? Liegts vielleicht am Wetter?

Nur 10 km außerhalb der Stadt wartet die nächste Attraktion auf uns, der berühmte White Tempel „Wat Rong Khun“. Der Bau der buddhistisch-hinduistischen Tempelanlage begann bereits 1996 und geht auf den thailändischen Architekten Chalermchai Kositpipat zurück. Zunächst  arbeitete er völlig kostenlos an dem Bauwerk, da er es als Opfer an Buddha ansah. Mittlerweile finanziert er das Ganze aber über Spendengelder und die saftigen Eintrittspreise. Das ganze Projekt ist wohl eine never-ending Story mit bombastischen Ausmaßen. Eine Fertigstellung wird für das Jahr 2070 geschätzt, angeblich sind gerade mal 20 % des Wats fertig. Da soll sich doch noch einmal jemand über den Berliner Flughafen beschweren… Ungewöhnlich für diesen Wat ist, dass die gesamten Mauern in weißer Farbe gehalten sind, weswegen das Ganze auch einfach nur als „weißer Tempel“ bekannt ist. In Thailand ist weiß eigentlich die traditionelle Farbe der Trauer, der Künstler interpretiert hier aber die Farbe als Buddhas Reinheit. Im Vergleich zu anderen Tempeln in Thailand ist dieser hier wirklich besonders, neben Totenköpfen, Kinoprotagonisten wie dem Predator und Elfen ist hier ziemlich alles vertreten. Der Eingang zum Tempel führt über eine Brücke dessen Gräben die Unterwelt darstellen, zahlreiche Hände greifen aus dem Boden und das Ganze ist schon ziemlich makaber aber auch erfrischend anders. Der restliche Tempel ist mit ziemlich viel bling-bling ausgestattet und überall klitzert und funkelt es, vor allem das Klohäuschen, komplett in Gold gehalten, ist ein Hingucker.

Zurück in Chiang Rai erfahren wir von mehreren Backpackern, die wir in den letzten Tagen getroffen haben, dass hier ebenfalls ein sehr lohnenswerter rund 300 km langer Loop starten soll. Also packen wir wieder unsere Sachen, so wenig wie nötig in einen kleinen Rucksack, mieten einen Roller und lagern das restliche Gepäck ein. Diesmal wollen wir uns nämlich mehr Zeit lassen und buchen gleich für drei Tage. Die Tour führt bis ganz in den hohen Norden von Thailand. Hier, im Dreiländereck (Thailand, Myanmar, Laos), können wir den Nachbarn quasi zuwinken, denn die Nachbarländer sind nur durch ein paar Meter Mekong-Fluss von Thailand getrennt. Direkt an der Grenze liegt Mae Sai, die auch als Chinesen-Stadt bekannt ist. Der Großteil der Bevölkerung wird von chinesischen Staatsbürgern gestellt und dies wird auch im restlichen Stadtbild deutlich, es gibt überwiegend chinesische Bauwerke, Restaurants und Tempelanlagen. Die ganze Provinz ist geprägt durch den Anbau von Tee. Wir kommen an unzähligen Teeplantagen vorbei und halten oft in kleinen Orten, um uns bei einem Schluck grünem Tee zu erfrischen. Die wirklich schöne Rundfahrt auf den sehr gut ausgebauten Straßen führt uns durch einsame Bergdörfer, zu beeindruckenden Aussichtspunkten die uns bis nach Laos blicken lassen und zu riesigen Reisfeldern. Die 3 Tage vergehen im Flug und auch wenn wir das ein oder andere Mal verzweifelt eine Tankstelle suchen ist so eine Rollertour in Nordthailand eine fantastische Möglichkeit das Land fernab der ausgetretenen Backpackerroute zu erkunden.

Zurück in Chiang Rai beschließen wir die Nähe zu Laos zu nutzen und sagen für’s Erste Ade Thailand, schön wars!

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