Asiatischer First Contact

Heute ist es endlich soweit, wir betreten erstmals asiatischen Boden. Außer aus Dokus und Erzählungen hatten wir bis dahin keine allzu genaue Vorstellung was uns erwartet, außer, dass das Essen wohl sehr abgefahren ist und es überall sehr sehr günstig sein wird. Nach so langer Zeit in hochpreisigen Urlaubslocations genau das Richtige, um unseren Geldbeutel endlich mal zu schonen. Wirklich viel wissen tun wir bis jetzt nicht über das Land, der Vietnamkrieg kommt uns in den Sinn, Agent Orange und Kommunismus. Also höchste Zeit etwas gegen unsere geschichtlichen, geografischen und kulturellen Defizite zu tun.

Ho Chi Minh City (Saigon)

Unser Flieger landet spät am Abend in Ho Chi Minh City oder besser bekannt als Saigon. Kaum sind wir aus der Ankunftshalle raus, rufen uns schon unzählige Vietnamesen „TukTuk“ entgegen. Die asiatische Taxi Variante, ein Moped mit Anhänger oder wahlweise auch ein Dreirad mit Motor. Natürlich ist schnell klar das es so läuft wie in Südamerika. Westlich aussehende Touristen bekommen den extra teuren Abzock-Preis und gutes Feilschen will gelernt sein. Erschöpft vom Flug entscheiden wir uns für eine etwas komfortablere Variante und testen erstmals Uber (Online Taxi Service) in Vietnam, der uns zu unserem Hostel in der Stadt bringt, das war schon mal einfach und für europäische Verhältnisse spottbillig.

Ohne Frühstück starten wir gleich am nächsten Morgen unsere Stadtbesichtigung und erkunden die unglaublich geschäftige Stadt. Ho Chi Minh City, bei uns und den Einheimischen immer noch Saigon, ist ein sehr krasser Unterschied zu dem weitläufigen einsamen Weiten Australiens. Überall sind Leute, der Straßenverkehr ist wahrhaft atemberaubend und wirklich unglaublich gefährlich und auch sonst wird hier soviel geboten, das man erstmal völlig reizüberflutet umherläuft. Aber warum hat die Stadt überhaupt einen solch seltsamen Namen? Das Ganze hängt, wie so vieles in Vietnam, mit dem Vietnamkrieg zusammen: Als das kapitalistische Südvietnam den Krieg gegen den kommunistischen Norden im Jahre 1975 verlor, wurde die im Norden liegende Stadt Hanoi neue Hauptstadt des wiedervereinten Vietnam und Saigon wurde zu Ehren von Ho Chi Minh (1890 – 1969), dem Gründer der kommunistischen Partei, in Ho Chi Minh City umbenannt. Um mehr über diese Zeit herauszufinden, starten wir unseren Rundgang im War Remnants Museum. Hier werden vor allem die Verbrechen der Amerikaner während der Kriegsjahre 1955 bis 1975 ausführlich dargestellt und das Ganze ist natürlich sehr anti-amerikanisch aufgebaut, die Verbrechen, die das Regime am eigenen Volk verübt hat, werden hier diskret unter den Tisch fallen gelassen. Trotzdem sind die dort ausgestellten Bilder verstörend und grausam und zeigen welches Leid die USA mit ihren, mittlerweile zum Glück verbotenen Waffen über die Bevölkerung gebracht haben und immer noch bringen. Vor allem der jahrelange Einsatz des Entlaubungsmittels Agent Orange ist nicht spurlos an Natur und Menschen vorbeigezogen und die erbgutschädigende Wirkung von TCDD führt noch heute zu zahlreichen Fehlbildungen bei Neugeborenen. Im Museum ist auch das berühmte Bild des Napalm Mädchens ausgestellt, dass bei einem Napalm-Angriff im Jahre 1972, schwerste Brandverletzungen erlitt.

Nach so vielen schockierenden Bildern suchen wir etwas Entspannung im Fine Arts Museum und einigen der unzähligen Tempeln der Stadt, um uns danach voll und ganz der asiatischen Küche zu widmen. Wir suchen den nächstgelegenen Food-Markt auf und sind hin und weg von all den fremden Gerüchen und Geschmäckern. Wir essen uns den ganzen Abend durch unzählige Stände, von süß bis sauer, über roh, gekocht bis gegrillt und sind uns sicher, dass die nächsten Wochen zumindest kulinarisch gesehen der Hammer werden.

Mekong Delta

Nach dem wir uns einige Tage in Ho Chi Minh City akklimatisiert haben (es ist aber auch wirklich schwül) setzen wir unsere Reise nach Süden fort. Wir stoppen in der kleinen Provinzhauptstadt My Tho, die direkt am Mekongdelta liegt. Die Stadt hat nicht viel zu bieten und alle Bootstouren auf dem Mekong-River sind viel zu teuer und die Online Bewertungen klingen auch nicht vielversprechend. Wir stellen uns also auf einen ruhigen Abend ein und sehen My Tho nur als kurzen Zwischenstopp an. Bei unserem abendlichen Streifzug durch den Ort spricht uns dann aber ein Junge an und fragt, ob er mit uns sein Englisch üben kann. Wir sind natürlich zuerst etwas überrascht und denken gleich, dass er uns vielleicht ausrauben oder zumindest abzocken will? Aber tatsächlich wollte der junge Schüler nur seine Sprachkenntnisse trainieren und so haben wir doch noch einen lustigen Abend zu dritt. In den nächsten Wochen merken wir, dass das ganz normal ist und uns noch so einige Male passieren wird.

Früh am nächsten Morgen geht es auf nach Vinh Long. Hier befindet sich das berühmte Mekong Delta, was nicht umsonst als „Reis-Schüssel von Vietnam“ bezeichnet wird. Die ganze Region ist dank des Mekongs fruchtbar und vor allem für seine schwimmenden Märkte bekannt. Die Fahrt dorthin dauert Stunden und ist recht abenteuerlich und sehr abwechslungsreich: Bus, Taxi, Fähre, Motorbike, alles dabei. Und natürlich müssen wir wieder um jeden Dong feilschen. Aber nach vielen Stunden kommen wir dann doch noch in unserer Unterkunft für die nächsten drei Tage an. Ein kleines Homestay direkt am Mekong River gelegen. Bei den Unterkünften wohnt man direkt bei den Einheimischen in einfachen Zimmern, ohne viel Komfort, dafür bekommt man aber das wahre Local-Leben direkt mit und die Einheimischen lassen es echt entspannt angehen, klar bei dem Wetter. Am nächsten Morgen organisieren wir uns ein Boot, das uns den ganzen Tag über zu den Hauptattraktionen der Gegend schippert. Wir starten unsere Tour an dem schwimmenden Obstmarkt, aber wir haben an diesem Morgen viel zu lange gepennt und so ist das große Markttreiben leider schon vorbei. Die meisten Boote haben ihre frische Ware schon wieder zusammen gepackt. Auf dem lokalen Markt an Land, haben wir dagegen mehr Glück. Hier ist der Verkauf noch in vollem Gange und als Hausfrau erhält man hier wirklich alles für den Mittagstisch: gehäutete noch lebende Frösche, Schlangen, Grashüpfer, Schweinsköpfe, Maden und vieles mehr. Wir haben erst einmal keinen Hunger und machen uns lieber auf Richtung Candy Fabrik. Hier lernen wir, wie man den berühmten Puffreis in allen Geschmacksrichtungen herstellt. Und natürlich probieren wir uns durch das ganze Sortiment von Schokolade, Kokos bis hin zu Ingwer, Karamell und vieles mehr. Und zu guter Letzt gibt es noch eine Verkostung des berühmten Thai-Schlangenschnaps, allerdings ist der Schnaps nur für die Herren der Schöpfung vorgesehen. Man sagt dem alkoholischen Getränk aphrodisierende Wirkung nach und der Führer hat keine Lust die Wirkung bei den Frauen auf unserem Boot zu testen, die Mädels bekommen wirklich nix 🙂

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