Nachdem wir von Neuseeland nach Melbourne geflogen sind und dort einige Tage verbracht haben reicht es uns mit Großstadt und Backpackern und wir sehnen uns wieder nach etwas Ruhe und einsameren Gefilden. Daher beschließen wir ein paar Tage die kleine Insel Tasmanien zu erkunden. Zugegebenermaßen mal wieder nicht gerade die günstigste Urlaubslokation, aber dafür ist die Insel noch weitestgehend vom Massentourismus verschont geblieben und da fast die Hälfte der Insel als Nationalpark geschützt ist, erwartet uns dort Natur pur.
Tasmanien ist Australiens größte Insel und macht trotzdem nur weniger als 1% der Landmasse des Kontinents aus. Darüber hinaus ist Tasmanien eine der wenigen Landmassen die in den Roaring Forties liegen, also der Zone zwischen dem 40. und 50. südlichen Breitengrad. Das heißt für uns, man sollte für wirklich jedes Wetter gewappnet sein. Regen, Schnee und Sonne kann man hier alles an einem Tag erleben, aber wir sind das schon von der neuseeländischen Südinsel gewohnt und natürlich vorbereitet. Also packen wir unsere Sachen und fliegen für einen kurzen Zwischenstopp erst einmal auf den roten Kontinent (Melbourne) und von dort weiter nach Hobart, der Hauptstadt Tasmaniens.
Der Flughafen in Hobart ist klein und übersichtlich und die Gepäckbänder sind relativ leer. Und daher fällt uns gleich auf, unter all den kleinen hübschen Koffern fehlen irgendwie unsere riesigen dreckigen alten Rücksäcke. Da die Ankunftshalle jedoch so klein und übersichtlich ist, finden wir schnell unser Gepäck, schön am Rand deponiert und bewacht von einem Polizisten mit Spürhund. Oh no! Mit einem mulmigen Gefühl fragen wir nach, was mit unserem Gepäck nicht in Ordnung ist. Der Polizist klärt uns auf, dass es strikt verboten ist jegliches frisches Obst nach Tasmanien einzuführen, um zu vermeiden, dass fremde Arten und Krankheiten eingeschleppt werden. Der vermeintliche Drogenspürhund entpuppt sich als waschechter Obst-Schnüffel Hund und natürlich hat er gleich zwischen all unseren stinkenden Klamotten die Tüte mit Äpfeln, Bananen und Kiwis entdeckt. Wir werden es wohl nie lernen, auf den Galapagos-Inseln hatten wir ja die Muscheln in unserem Gepäck vergessen und versehentlich eingeführt. Aber wir haben Glück und der nette Officer konfisziert nur das Obst und drückt nochmal ein Auge zu. Eigentlich wäre eine Strafe von 175 $ fällig gewesen.
Rucksäcke schultern und weiter gehts, erst einmal Richtung Autovermietung, wo wir unser Auto, einen Nissan-X-Trail, für die nächsten 10 Tage abholen. Relocation Autos gibt es auf der kleinen Insel nicht wirklich, aber wir haben ein richtiges Schnäppchen gemacht, das Auto ist ziemlich neu und sieht so aus als wäre es für die Tasmanischen Schotterpisten gemacht. Tasmanien wir kommen!
Hobart, die Hauptstadt von Tasmanien und neben Sydney die zweitälteste Stadt Australiens, liegt idyllisch am Ufer des Derwent Rivers und hat gerade einmal 218.000 Einwohner. Hier geht es wirklich sehr ruhig und beschaulich zu und die Straßen und Häuser erinnern an die alte Kolonialzeit. Besonders der Salamanca Place mit seinen alten Gebäuden erinnert an die britische Vergangenheit. In der sehr sauberen, entspannten Stadt findet man alte Sandsteingebäude, wie das Parlament, Straßen mit alten Kopfsteinpflaster, kleine Fischerhütten und charmante britische Häuser neben modernen Villen, ein schöner Mix. In Kombination mit den meist lässig gekleideten Einwohnern ergibt sich das Bild einer urigen Provinzstadt, die man so auch in England finden könnte. Wir spazieren weiter Richtung Fischereihafen und sind absolut sprachlos über das klare Wasser inmitten der Stadt. Zwischen all den Fischerbooten, kann man bis auf den Meeresgrund gucken, wo unzählige Seesterne leben. So einen sauberen Hafen sieht man wirklich nicht allzu oft. Hobart gefällt uns richtig gut aber ein Tag reicht uns zur Erkundung völlig aus. Wir sind schließlich auch wegen der Natur hier und wollen in den nächsten 10 Tagen möglichst viele der 19 Nationalparks besuchen.
Tasmaniens Süden
Wir lassen Hobart hinter uns und schon nach kurzer Fahrzeit befindet man sich schon in der absoluten Provinz. Obwohl wir erst einen Tag in Tasmanien sind, lieben wir schon jetzt die Insel mit ihrer wunderschönen Natur und Einsamkeit. Hier ist alles so dünn besiedelt, dass wir oft stundenlang fahren, ohne auch nur einer Menschenseele zu begegnen. Verkehr oder Touristen gibt es hier so gut wie keine, aber dafür umso mehr Kängurus und Wallabys. Die dämmerungsaktiven Tiere sind zugegebenermaßen nicht gerade die hellsten. Ihr Fluchtinstinkt ist irgendwie in die falsche Richtung ausgeprägt, denn statt vor Autos wegzurennen, hüpfen sie immer direkt drauf zu. In der Dämmerung zu fahren ist keine gute Idee. Wir mussten so manche Vollbremsung hinlegen, um keines der süßen Tiere zu erwischen. Die Einheimischen nehmen hier weniger Rücksicht und kennen nur zwei mögliche Fortbewegungsarten: Vollgas oder Stand. Deswegen gibt es am Straßenrand leider alle paar hundert Meter tote Kängurus und andere Wildtiere zu beklagen.
Südlich von Hobart liegt der kleine Ort Huonville und nicht weit davon entfernt der Eingang zum Hartz Mountain Nationalpark. Das Gebirge ist tatsächlich nach dem Harz in Norddeutschland benannt, warum man es dann aber mit „t“ schreibt, keine Ahnung. Wir unternehmen eine schöne Wanderung durch Eukalyptuswälder, Regenwald, Heidelandschaften vorbei an Wasserfällen und begegnen nur wenigen Wanderen. Die Einsamkeit in dieser Ecke der Welt ist man als Europäer nicht gewöhnt, trotzdem genießen wir es alleine durch den Park zu stapfen.
Weiter gehts in den tiefen Süden und hier wird die Landschaft noch einsamer. Der Campingplatz bei Cockle Creek, der südlichste Punkt Australiens ist herrlich einsam und von der nahegelegenen alten Walfängerbucht bieten sich atemberaubende Ausblicke auf die verlassenen Küsten und mit etwas Glück auch auf vorbeischwimmende Wale. Früher muss es hier von Walen gewimmelt haben, heute allerdings kann man fast keine Tiere mehr beobachten, da hier lange Zeit unzählige Wale grausam abgeschlachtet wurden und der Bestand sich bis heute nicht wirklich erholt hat. Eine Infotafel informiert, dass sich früher das ganze Wasser in der Bucht vom Blut der Tiere tief rot gefärbt hat. Heute erinnert eine große Wal-Skulptur an diese schreckliche Zeit.