Unser Ziel die Südinsel zu umrunden nimmt Formen an und so machen wir uns nach dem sehr schönen Westen auf Richtung Südspitze. Nach einem kurzen Zwischenstopp im wenig attraktiven Invercargill geht es weiter Richtung Curio Bay. Hier liegt direkt am Strand der Petrified Forest (versteinerter Wald) und es gibt eine Kolonie der extrem seltenen Gelbaugenpinguine zu bestaunen. Am besten besucht man den versteinerten Wald bei Ebbe, um möglichst viele Stämme bewundern zu können. Die Bäume sind bereits vor über 180 Millionen Jahren gewachsen, wo Australien noch Teil des riesigen Gondwanaland Superkontinents war. Durch vulkanische Aktivität wurde der ganze Wald unter einer dicken Ascheschicht begraben. Über viele Millionen von Jahren wurde in das Holz Kieselsäure eingelagert und die Bäume versteinerten nach und nach. Wir wandern über den alten Wald und über unzählige Baumstämme, die nach so langer Zeit immer noch wie echtes Holz aussehen, aber sich wie Stein anfühlen.
Auf der Southern Scenic Route fahren wir weiter, besichtigen Wasserfälle tief im Regenwald und stoppen am Nugget Point um den alten Leuchtturm zu besichtigen. Kein Wunder das genau hier ein Leuchturm nötig ist denn die Landspitze am Nugget Point ragt ein gutes Stück ins Meer und ist von gefährlichen Felsen (den Nuggets) umgeben, der Wind bläst mit voller Stärke und ein Schiff hier vorbei zu steuern macht bestimmt keinen Spaß. Dafür ist der Ausblick wirklich toll und wir können sogar eine Kolonie von neuseeländischen Seebären die sich auf den Felsen räkeln beobachten.
Entlang der Ostküste
Unser nächster nennenswerter Stop ist Dunedin, die zweitgrößte Stadt der Südinsel. Dunedin hört sich irgendwie schottisch an und tatsächlich wurde die Stadt 1848 von ca. 350 schottischen Auswanderen als New Edinburgh gegründet. Dunedin ist dann auch die englische Version des gälischen Namens für Edinburgh (Dùn Èideann). Die Stadt atmet aus jeder Pore ihr schottisches Erbe und so gibt es jede Menge Pubs, überall Whisky und schöne alte Gebäude, jede Menge rothaarige Leben hier und man kommt sich schon ein wenig wie in Schottland vor. Bei unserer Stadttour sehen wir dann auch schon von weitem das riesige lila Werbeplakat der Schokoladenfabrik Cadbury. Wir haben auf unserer Reise so oft von der leckeren Schokolade genascht, dass wir natürlich direkt in der Fabrik landen. Schon beim Betreten stellen wir fest, dass unser Timing gar nicht so übel ist, denn genau heute ist doch tatsächlich Welt-Schokoladen-Tag (07.07.2017) – ja, den gibt es wirklich. Da wir für die ganzen Touren durch die Produktionshallen schon zu spät dran sind, gehen wir einfach nur so die verrücktesten Schokoladensorten shoppen. Natürlich hat Dunedin neben Schokolade noch so einiges zu bieten, was wir dann am nächsten Tag bei einem ausgiebigen Stadtrundgang erkunden. Das Highlight ist aber definitiv die Baldwin Street, die laut Guinness Buch der Rekorde die steilste Straße der Welt ist. Und tatsächlich sind die gerade mal 350 Meter bei einer Steigung von 35° nicht gerade ein Sonntagsspaziergang.
Am nächsten Morgen verlassen wir Dunedin und erkunden die angrenzende Otago Peninsula. Die Halbinsel ist rund 30 km lang und 12 km breit. Auf der dünn besiedelten Halbinsel gibt es nur winzige Orte, jede Menge Schafe und natürlich tolle Wanderungen. Wir wandern zum Sandfly Beach und ganz im Gegensatz zum Namen gibt es hier keine Sandfliegen, es ist auch viel zu windig, dafür weht einem ständig Sand ins Gesicht der vom rauen Wind weggeweht wird, daher auch der Name. Von oben bis unten mit Sand bedeckt beobachten wir die Pelzrobben beim faulenzen.
Wir nehmen die schöne Scenic Route weiter nach Norden, wo schon nach kurzer Zeit ein nächstes Highlight auf uns wartet. Bei Moeraki liegen die geheimnisvollen Moeraki Boulders. Die Maori glauben, dass die riesigen runden Steine Reste von Kürbissen und Kumaras (Süßkartoffeln) sind, die aus dem Kanu Arai te Uru fielen. Das Boot brachte ihre Vorfahren von Hawaiki auf die Südinsel Neuseelands. Sie wollen sogar noch das versteinerte Wrack in den Klippen am Shag Point erkennen. Wissenschaftlich gibt es eine nicht ganz so nette Erklärung. Vor rund fünf Millionen Jahren haben sich um einen kleinen Kern aus organischem Material, viele Schichten Kalk abgelagert. Im Laufe der Zeit bildeten sich Risse in den Kugeln und es konnten sich weitere Mineralien darin Ablagern. Einige der Kugeln sind zerfallen und man kann genau die Risse und ihre Ablagerungen erkennen, die ein hübsches Muster im Stein bilden. Am ganzen Strand liegen die Kugeln zerstreut herum und bei Sonnenuntergang geben sie ein besonders schönes Fotomotiv ab. Aber viel Zeit haben wir nicht, denn wir wollen unbedingt noch pünktlich in das rund 40 km entfernte Oamaru. Hier lebt eine Kolonie der Gelbaugenpinguine. Die Tiere sind extrem selten und kommen nur im südlichen Neuseeland vor. Der maximal 76 cm große Pinguin wird von der IUCN als stark gefährdet eingeordnet und es gibt keine 5000 geschlechtsreifen Individuen mehr. Inzwischen ist es fast dunkel, aber um die Tiere zu beobachten wieder mal genau richtiges Timing. Denn bei einbrechender Dunkelheit kommen die Tiere nach „getaner Arbeit“ an Land, wo sich ihr Schlafplatz befindet. Den ganzen Tag waren sie auf Nahrungssuche im Meer unterwegs und wir haben uns, in gebührenden Abstand, am Strand positioniert, um auf die Heimkunft zu warten. Nach einiger Zeit rennen nach Sonnenuntergang wie aus dem Nichts rund 20 Tiere aus den hohen Wellen über die steinige Küste Richtung Bau und genau so schnell wie sie gekommen sind sind sie auch schon wieder Weg.
Leider vergeht die Zeit auf der Südinsel wieder wie im Flug und wir müssen uns auf den Rückweg nach Christchurch machen. Aber für eine kleine Wanderung am Lake Tepako ist trotzdem noch genug Zeit. Der einstige Gletschersee ist der größte auf der Südinsel. Von der schneefreien und milden Küste kommend sind wir vom Anblick der verschneiten Landschaft erstmal überrascht denn hier ist der Winter schon in vollem Gange. Wir wandern, eingepackt in alle unsere Kleiderschichten durch die weiße Schneelandschaft und genießen die schöne Aussicht auf Mount John und die Motuariki Island.
Kurz vor Christchurch, machen wir noch einen Abstecher zur Banks-Halbinsel. Ursprünglich war die Peninsula eine Insel aus zwei Vulkankegeln, wo heute noch die zwei Krater erkennbar sind. Gewandert sind wir aber genug, daher stoppen wir in dem kleinen Ort Akaroa. Kaum dort angekommen, kommt man sich auch direkt schon vor wie mitten in Frankreich, überall französisch ausschauende kleine Häuschen, ein hübscher kleiner Hafen mit Leuchtturm und jede Menge guter Restaurants. Und das hat auch einen Grund, denn Akaroa ist Neuseelands einzige französiche Siedlung. Im Jahre 1838 gründete der französische Walfänger Kapitän Langlois, genau an dieser Stelle ein Basislager für die Walfängerschiffe. Dazu kaufte er sogar die Halbinsel einem eingeborenen Maori ab. Zurück in Frankreich stellte Langlois eine Gruppe französischer und deutscher Familien zusammen, die nach Neuseeland segelte, um dort eine französische Kolonie zu bilden. Ein süßer Ort und zum Glück ist der Walfang heute verboten.
Jetzt wird es wirklich Zeit um sich auf den Weg nach Christchurch zu machen, schließlich haben wir schon den Flug nach Australien gebucht…