Wir lassen die Küste hinter uns und machen uns auf den Weg in’s Landesinnere. Nach einer langen und kurvigen Nachtbusfahrt kommen wir endlich in Cusco an. Cucso, das Epizentrum des Tourismus in Peru ist zwar sehr schön, den hunderten von Touranbietern in der Altstadt und sonstigen Verkäufern die sich hier angesiedelt haben, muss man aber erstmal aus dem Weg gehen. Wir bauen uns ein Schild mit der Aufschrift „No. gracias“ und erkunden die historische Inkastadt. Auf einer Höhe von 3416 Meter hoch in den Anden gelegen war Cusco die Hauptstadt des Inkareiches und wurde der Sage nach um 1200 vom ersten Inka König (Monca Capac) gegründet. Viele Jahre herrschten die Inkas und bauten ihr Imperium über alle Landesgrenzen des heutigen Perus hinaus aus, bis schließlich im Jahre 1533 die Spanier einmarschierten um das durch Bürgerkriege geschwächte Cusco zu plündern und alle Paläste und Häuser niederzureißen. Trotz der kolonialen Zerstörungswut, die die Absicht hatte alle Gebäude die den Inkagöttern (z.B. Sonnengott) gewidmet waren zu zerstören um das Christentum als alleinige Religion zu etablieren, lassen sich noch etliche Mauern und Tempelüberreste bestaunen. Die nur wenige Kilometer entfernte alte Inkafestung Saqsaywaman (auch bekannt als Sexy Woman) sowie mehrere andere Festungen im Umland lassen sich gut mit Tagesausflügen oder Wanderungen erkunden.
Noch mehr Inka gibt es aber definitiv auf dem Machu Picchu, den wir natürlich unbedingt sehen wollen. Da eine alleinige Besteigung nur wenig Vorteil bietet und auch nicht viel günstiger ist, entscheiden auch wir uns für eine geführte 5-tägige Wanderung, den sogenannten Salkantay Treck. Die Tour gilt zwar als eine der Längsten, aber das Gute, wir werden immer von 2 Köchen begleitet, die sich um unser leibliches Wohl kümmern und zwei Maulesel mit Führer, die während der 5 Tage fast unser ganzes Gepäck schleppen und uns jeden Tag die Zelte auf- und abbauen. Ziemlicher Luxus, so eine Wanderung.
Kaum gebucht, schon gehts los: Wir werden früh am Morgen in unserem Hostal abgeholt. Im Bus lernen wir dann auch gleich die anderen 14 Tourmitglieder und unsere Guide Steven kennen. Schnell wird klar, dass die nächsten Tage ziemlich lustig werden, haben wir doch ziemlich Glück mit unserer Gruppe. Der erste Tag ist noch relativ entspannt. Es stehen nur 13 km zum 4200 hoch gelegenen Humantay Lake auf dem Programm. Allerdings ist die erste Nacht dann nicht so komfortabel. Auf dieser Höhe nur in einem Zelt zu schlafen, ist zugegebenermaßen ziemlich kalt und ziemlich hart. Wir sind echt froh, dass wir geliehene Winterschlafsäcke haben und nicht auf unsere Sommerschlafsäcke zurückgreifen müssen. In den nächsten Tagen werden wir von Steve um 4:30 aus den Federn geschmissen. Viel zu früh, aber dafür weckt er uns immer mit einer Tasse heißem Coca Tee, der gegen die Höhenkrankheit hilft, aber vor allem sehr heiß ist. Nach einem kurzen Frühstück machen wir uns früh auf den Weg. Wir sind alle nervös, was uns erwartet, denn unser Führer hat uns schon vorgewarnt, dass der zweite Tag der Härteste und auch als Gringo-Killer bekannt ist. Die 22km Tagestour führt uns über den Salkantay Pass auf 4630 Metern. Zum Glück ist Steve mit ausreichend Cocablättern gegen die Höhenkrankheit ausgestattet, gegen den strömenden Regen, den eiskalten Wind und den Schnee oben auf dem Pass, hat er jedoch kein Geheimrezept. Nach rund 9 Stunden kommen wir nass und müde in unserem Camp an und sind froh, dass es unsere ganze Gruppe geschafft hat, es sah zugegebenermaßen nicht immer danach aus (wir waren es nicht 🙂 ).
Der dritte Tag ist wieder ganz entspannt. Wir wandern rund 16km auf einer maximalen Höhe von 2900 Metern durch warmes tropisches Regenwaldgebiet. Der Regen hat zwar nicht nachgelassen, aber da unsere Kleider über Nacht eh nicht getrocknet sind macht das auch kein Unterschied mehr. Auch der vierte Tag ist mit 19km entspannt und führt uns durch wunderschöne Berglandschaften bis nach Aguas Caliente. Hier hat das Zelten auch endlich ein Ende und wir beziehen endlich mal wieder ein Hostal mit richtiger Dusche, was nach 3 Wandertagen für das Raumklima schon ganz angenehm ist :-).
Am fünften Tag ist es endlich so weit, wir besteigen den Machu Picchu. Schon um 4 Uhr starten wir, um pünktlich um 5 (dann öffnet nämlich diese) an der Brücke zu sein, wo der Fußweg zur Inkastätte startet. Wir sind über eine halbe Stunde zu früh dort und trotzdem warten dort schon unzählige Menschenmassen auf den Einlass, ab hier definitiv eine Massenveranstaltung. Und dann beginnt das große Rennen. Der Weg führt rund 1 Stunde lang Treppen hinauf zur Eintrittspforte des Machu Picchu und alle rennen wie verrückt, weil jeder um 6 zum Einlass ankommen will. Der Aufstieg ist wirklich hart, denn in völliger Dunkelheit rennen wir mehr oder weniger und wir fragen uns kurz, ob wir nicht doch lieber den 12$ Bus nach oben hätten nehmen sollen. Aber wenn schon Salkantay Treck, dann richtig! Pünktlich um 6 Uhr kommen wir oben an und ohne lange Wartezeit am Eingang kommen wir rein.
Der Machu Picchu (zu Deutsch: alter Gipfel) ist eine alte Inkaruine, die auf einer Höhe von 2430 Metern liegt. Erst im Jahre 1911 wurde die noch völlig erhaltene Inkastadt von H. Bingham entdeckt. Vermutlich wurde sie im Jahre 1450 auf Befehl des Inka-Herrschers Pachacútec Yupanqui erbaut. Sie umfasst 216 steinerne Bauten, die auf Terrassen angelegt sind. Die Bedeutung der Stadt ist noch nicht abschließend geklärt, aber man geht nicht davon aus, dass es sich um eine Kriegsfestung handelt, vielmehr geht man davon aus, das Machu Picchu als Studienort diente.
Aber genug der Fakten, Machu Picchu ist einfach beeindruckend. Die Szenerie ist tatsächlich atemraubend schön und man wandelt durch die Gassen, nur um sich zu fragen, wie das Leben hier vor den Spaniern und den Touristen war. Ganz klar, wenn man Orte besucht bewahrheitet sich oft der Spruch „Entzauberung der Welt“ aber hier sind wir trotz der Touristenmassen fasziniert. Der Ort ist einfach magisch. Wir kraxeln noch einmal 652 Meter zum Machu Picchu Mountain hinauf und auch dieser Aufstieg ist wirklich anstrengend, haben wir doch schon so einiges in den Knochen. Da wir scheinbar immer noch nicht genug haben, erkunden wir auch noch das Sonnentor (Inti Punko), den ehemaligen Haupteingang. Wir verbringen den ganzen Tag im Machu Picchu und erst kurz bevor die Tore geschlossen werden, verlassen wir diesen einmaligen Ort. Total erschöpft und mit schweren Beinen machen wir uns zu Fuß auf den Weg zurück nach Aguas Calientes, statt wie alle den Bus zu nehmen (wir sind halt doch Sparfüchse). Dort genehmigen wir uns erstmal eine landestypische Pizza (Touristenort halt) und besteigen, total erschöpft, aber ziemlich stolz den Zug zurück Richtung Cusco.