Mit dem Bus geht es weiter hoch in die Anden hinein, zur höchstgelegenen Hauptstadt (2850m) der Welt: Quito. Wir quartieren uns im historischen Zentrum ein, von wo wir die Altstadt aus perfekt erkunden können. Quito ist Unesco-Welterbestätte und hat jede Menge alte koloniale Fassaden aus dem 17. Jhd., Plazas und alte Kirchen zu bieten. Das Wetter selbst ist auf dieser Höhe ziemlich kalt und während unserer Zeit meist bewölkt, es wirkt fast als würden die grauen Wolken direkt auf der Stadt liegen. Nach Outdooraktivitäten im Umland schreit das nicht und so widmen wir uns Quito’s historischen Gebäuden. Die recht neue und wirklich große Kathedrale kann bestiegen werden und den Ausblick lassen wir uns nicht entgehen. Der Aufstieg ist nichts für Leute mit Höhenangst, die Treppen und Leitern sind sehr steil, aber es lohnt sich. Auch sonst lassen sich in den Kirchen jede Menge interessante Skulpturen und Gemälde entdecken. Die Spanier haben natürlich auch die indigene Bevölkerung für den Bau der Kirchen eingespannt und so haben die lokalen Künstler subtil einheimische Aspekte in die europäisch geprägten Bilder einfließen lassen. Ein riesiges Gemälde des letzten Abendmahls zeigt z.B. erst beim zweiten Blick, dass das Festmahl von Jesus und seinen Jüngern statt aus Wein und Brot aus Chicha (typisches Maisgetränk in den Anden) und Humitas (süße Maisspeise) besteht. Diese Hinweise, sowie alte Gottheiten, wie der Sonnengott der Inkas finden sich fast in jeder Kirche. Ein Umstand den die Spanier ganz bewusst akzeptierten um die Akzeptanz der Einheimischen für die christliche Kirche zu erhöhen.
Natürlich machen wir nicht nur Kultur, wir huldigen auch dem aktuellen Landesoberhaupt. Jeden Montag findet vor dem Präsidentenpalast der Wechsel der Präsidentengarde statt. Wir haben Glück und es ist zufällig genau Montag und das lassen wir uns natürlich nicht entgehen, schließlich sind in wenigen Tagen Neuwahlen. Der 2006 gewählte Präsident Rafael Correa, ist ein in den USA ausgebildeter Ökonom und äußerst beliebt beim Volk. Allerdings wird er sich nicht für die neue Amtszeit aufstellen lassen. Der ganze Platz winkt freudig dem Präsidenten entgegen und singt lauthals die Nationalhymne, auf den Dächern rings um den Platz sind Scharfschützen postiert und überall in der Menschenmengen sind zivile Security Leute (Secret Service) verteilt. Wir enttarnen die diletantische Verkleidung, Jogginganzug aber Knopf im Ohr natürlich sofort. Ingesamt eine lustige aber ungewohnte Veranstaltung (jede Woche dieser 45 minütige Aufstand). Mit dem Gedanken an eine solche Veranstaltung mit Angie spazieren wir weiter durch die Gassen. Am Nachmittag spazieren wir noch durch den botanischen Garten mit einheimischen Biotopen, bevor wir uns am Abend in die wohl bekannteste Straße Quitos aufmachen, La Ronda. Diese schmale Gasse inmitten der Altstadt säumen farbenfrohe Gebäude. Die Straße wurde völlig restauriert und beherbergt heute unzählige Bars und Restaurants (eindeutig Gringolandia). Genau das richtige um den letzten Abend in Quito ausklingen zu lassen.
Zentrales Hochland: Ein Paradies für Trekker, Outdoorfans und Zugliebhaber
Von Quito aus nehmen wir den Bus, um eine gefühlte Ewigkeit über eine unbefestigte Straße entlang zu rumpeln. Vorbei an etlichen kleinen Andendörfern und mitten hindurch durch eine spektakuläre Landschaft des Hochlandes kommen wir endlich nach Stunden in dem kleinen Ort Quilotoa an. Kaum aus dem Bus merken wir gleich den Temperaturunterschied und wir sind echt froh, als wir sehen, dass unser Hotelzimmer einen kleinen Ofen hat.
Der Ort ist Ausgangspunkt für den Quilotoa-Loop, eine drei Tage Wanderung die wir uns vorgenommen haben. Als wir am nächsten Morgen früh starten, regnet es mal wieder in Strömen. Trotzdem starten wir den Rundweg um die Lagune Quilotoa, einen atemberaubenden Vulkankratersee. Eigentlich geht die Wanderung immer nur am Kraterrand entlang und ist absolut idiotensicher, trotzdem schaffen wir es, uns wie auch immer zu verlaufen indem wir auf einen Eselweg abbiegen und so kommen wir sehr spät und sehr nass im Hostel an.
Natürlich ist alles nass und Nils hatte die super Idee alle Kleider auf dem Ofen zu trocken, nur dumm, dass Polyester so leicht schmilzt. Unsere jetzt trockenen und unförmigen Socken kann man nicht mehr gebrauchen aber naja, auch nicht schlecht, wenn das Gepäck etwas leichter ist. Der zweite Tag der Wanderung führt von Quilotoa in das rund 14 km entfernte kleine Dörfchen Chugchilan und das Wetter ist diesmal auch auf unserer Seite. Allerdings haben wir uns dann doch zu früh gefreut. Nach circa halber Strecke, scheint plötzlich der Weg verschwunden zu sein. Aufgrund der starken Regenfälle der vergangenen Wochen ist der ganze Hang komplett abgebrochen. Natalie will natürlich sofort umdrehen, aber Nils bestand dann doch darauf, es wenigstens mal zu versuchen. Nach einer ziemlichen Kraxelpartie entlang des Hanges, mussten wir feststellen, dass der restliche Weg auch nicht viel besser wird. Nach Stunden und einer aufregenden Flussüberquerung erreichen wir dann doch noch den kleinen Ort und finden auch ein hübsches Hostel. Trotzdem entscheiden wir uns, den dritten Tag dann doch lieber per Bus zu bestreiten.