Vom Kaiserreich zum Kommunismus

Hue, am Parfümfluss gelegen ist, wie die meisten vietnamesischen Großstädte laut, dreckig und voll. Mit gut durftendem Parfüm hat das eher wenig zu tun. Allerdings hat Hue etwas ganz spezielles zu bieten. Die Stadt war von 1802 bis 1945 Hauptstadt Vietnams und die Kaiser der vietnamesischen Nguyễn-Dynastie hatten hier ihren Sitz. Die kaiserliche Zitadelle und die verbotene Stadt, nach dem weltbekannten Vorbild in Peking, wurden bereits 1993 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt und das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Die Zitadelle enthält einen Kaiserpalast und es macht riesig Spaß einige Stunden durch die große Anlage mit ihren kühlen Mauern, roten Gängen und Wassergräben zu streifen. Im Thronsaal selbst ist das Fotografieren eigentlich verboten aber in einem unbeobachteten Moment machen wir trotzdem ein paar Bilder und sind froh von den wirklich unfreundlichen Wächtern nicht erwischt worden zu sein. Hue ist natürlich geprägt von der Regentschaft der Kaiser und so finden sich hier neben der verbotenen Stadt auch noch jede Menge Mausoleen der Kaiser die besucht werden wollen. Der letzte Kaiser starb übrigens erst 1997, natürlich nicht mehr regierend, in Frankreich.

Egal in welchem Land wir auch immer unterwegs sind. Ein Besuch in der Hauptstadt gehört immer zum Pflichtprogramm. Und Hanoi hat viel zu bieten und hat im Vergleich zum größeren Saigon den Ruf etwas entspannter und kulturell wertvoller zu sein, das können wir bestätigen: Die imperiale Zitadelle Thang Long, der Flaggenturm, Bun Cha (die beste Frikadellen-Suppe ever), der Literaturtempel, Hoan Kiem See mit dem Ngoc Son Tempel, sind nur eine kleine Auswahl. Trotz Temperaturen weit über 30°C haben wir uns so ziemlich jede Sehenswürdigkeit in der Stadt angeschaut und sind unzählige Kilometer gelaufen.

Aber unser Highlight ist definitiv das Ho Chi Minh Mausoleum. Hier hatten wir einen der seltsamsten Momente auf unserer Reise. In dem Mausoleum befindet sich der einbalsamierte Leichnam des ehemaligen Präsidenten und Gründers der kommunistischen Partei Ho Chi Minh. Gegen seinen Willen wurde dieses Mausoleum im Stil des Lenin-Mausoleums errichtet und seit seiner Fertigstellung pilgern jährlich unzählige Menschen dort hin, um Ho Chi Minh die letzte Ehre zu erweisen, wohlgemerkt ist der Knabe schon seit 1969 tot. Er gehörte zur treibenden Kraft, bei den Versuchen, Nordvietnam und Südvietnam wiederzuvereinigen und er wird bis heute als Volksheld verehrt und gefeiert. Auch wir reihen uns in die kilometerlange Schlange von Wartenden, meist feierlich schwarz gekleideten Einheimischen ein und sind gespannt, was uns erwartet. Natürlich wurden wir bereits vorher ausgiebig gemustert (lange Kleidung ist Pflicht) und Taschen und Kamera musste man sowieso abgeben. Man wurde auch mehrmals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man hier nicht lachen darf und stets leise sein muss. Aber auch kurz vor den heiligen Hallen wurden wir nochmals vom Militär zu einer würdigen Haltung aufgefordert. Kopf hängen lassen und Arme verschränken ist nicht drin. Bestens instruiert und zugegebenermaßen ziemlich beknackt ausschauend (langer Schal über den Schultern und Nils hatte sich extra noch kurz vorm Eingang eine farbenfrohe lange Hose für einen Doller kaufen müssen –  mit Elefantenmotiv), durften wir endlich eintreten. In einem riesigen, eiskalten und quadratischen Raum lag er dann, der Führer persönlich (wie sich das anhört). Wir und alle anderen Besucher gingen schweigend einmal zügig um den Leichnam, mal kurz stehen bleiben war nicht erlaubt und so schnell wie wir drin waren, waren wir auch wieder draußen. Äußerst seltsam dieser Moment, man ist so einen Personenkult einfach nicht gewohnt. Eine surreale Erfahrung und definitiv empfehlenswert.

Cat Ba und Lan Ha Bucht

Wir nähern uns immer mehr dem Norden von Vietnam. Unser Ziel ist Cat Ba, eine kleine vorgelagerte Insel, wo sich in der Nähe die berühmte Ha Long Bucht befindet. Wir wollen natürlich gleich eine Bootstour dort hin buchen, bekommen aber ziemlich schnell gesagt, dass man zur Ha Long Bucht gar nicht so ohne Weiteres hinkommt, denn die Bucht ist Teil eines geschützten Nationalparks und hier werden hohe Eintrittspreise verlangt. Trotzdem sieht man aus der Ferne das es nur so von Touristenbooten wimmelt und wir entscheiden uns für die günstigere Variante, eine Bootstour zur benachbarten, ebenso schönen, Lan Ha Bucht. Unser Boot ist leider ziemlich voll mit nervigen, englischen Backpackern, aber dafür ist die Landschaft atemberaubend und es gibt unzählige Postkartenmotive zu fotografieren. Mit einem Kajak können wir sogar in die unzähligen Höhleneingänge hineinfahren, wo es nur so von Fledermäusen wimmelt, auf das Schnorcheln verzichten wir aber. Das Wasser war viel zu trüb und es waren viel zu viele Quallen unterwegs.

Wir verbringen noch einige entspannte Tage auf der Insel und unternehmen anstrengende Wanderungen durch den Cat Ba Nationalpark und wie sollte es anders sein, mal wieder streikt unser Roller, diesmal ein Platten. Dafür sind die Abende recht entspannt, denn wir kühlen uns täglich mit rauen Mengen eiskaltem „Bia Hoi“ ab. Selbstgebrautes Bier an Straßenständen für ein paar Cent. Genial! Aber bevor wir als anonyme Alkoholiker auf der Insel hängenbleiben, machen wir uns dann schließlich doch wieder auf Richtung Hauptstadt, denn in Hanoi wartet auch schon der Flieger auf uns, der uns nach Kambodscha bringen wird.

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