Allein unter Teufeln

Zurück aus der Einsamkeit des tiefen Südens von Tasmanien, geht es zurück Richtung Hobart, vorbei an Geeveston am Huon River fahren wir weiter nach Franklin und Cyglet bis Woodbridge und befinden uns mitten in Tasmaniens Obstanbaugebiet. Vor allem Äpfel werden hier tonnenweise geerntet. Zur Ernte sind wir leider einige Wochen zu spät dran, aber überall kann man Äpfel und Cider kaufen und zumindest bei den Äpfeln schlagen wir zu.

Ganz grob haben wir uns auch jetzt wieder ausgemalt einmal die Insel zu umrunden und da wir beschließen gegen den Uhrzeigersinn zu fahren geht es Richtung Osten. Nach kurzer Fahrt erreichen wir die Forestier Peninsula. Die Halbinsel ist am East Bay Neck mit der Hauptinsel über eine 400 Meter lange, schmale Landzunge verbunden. Sie ist ganze 20 km lang und 15 km breit und beherbergt den Tasman Nationalpark, benannt nach Abel Tasman, den niederländischen Seefahrer, den wir schon aus Neuseeland kennen. Der Park ist bekannt für seine tollen Wanderungen und die Blicke auf die wunderschöne Küste. Steile Felsküsten und das durch die Roaring Forties aufgepeitschte Meer sorgen hier für ein schönes Naturschauspiel, wenn sich die Wellen an der Küste brechen und Wasser durch kleine Blowholes (kleine Schächte im Gestein) drücken. Die Fontänen und die Geräuschkulisse sind wirklich beeindruckend. Bei einer kleinen Wanderung zum Tasman Arch, einem riesigen Felsbogen, sowie zur Devil’s Kitchen, eine beeindruckende, durch die See geschaffene Felsformation in der Steilküste, vertreten wir uns die Beine. Doch die Forestier Peninsula hat nicht nur Natur zu bieten. Hier hat sich auch ein wichtiger Teil tasmanischer Geschichte abgespielt. Rund 12.500 Häftlinge waren auf der Halbinsel im 19. Jahrhundert unter unmenschlichen Bedingungen in der Gefängnisanlage in Port Arthur inhaftiert. Viele überlebten diese Zeit nicht und wurden auf der vorgelagerten Isle of Dead begraben.

Nicht nur auf der Forestier Halbinsel kann man Anzeichen der Vergangenheit, als britische Strafkolonie sehen, auch etwas weiter nördlich stolpert man immer wieder über Spuren. Aus dem Nichts erscheint unweit der Straße eine alte zerfallene Brücke, die Spiky Bridge. Diese wurde von Gefangenen aus den umliegenden Feldsteinen gebaut, ganz ohne Mörtel und Zement und auf den Brückenseiten wurden nochmals Steine vertikal gelegt. Warum weiß man nicht, aber die Brücke sieht so wirklich stachlig (spiky) aus.

Uns steht der Sinn aber nicht unbedingt nach Kultur und so beschließen wir weitere Nationalparks zu besuchen. Bei unserem Nationalparkhopping erkunden wir Trocken-Eukalyptus Wälder, tiefe Schluchten, Wasserfälle und jede Menge einsame Aussichtspunkte auf die raue Ostküste. Ganz im Norden der Ostküste erreichen wir den abgelegenen Mount William National Park. Eine lange Schotterstraße führt uns zum Park, die am Eddystone Point mit einem hübschen Leuchtturm endet, der östlichste Punkt in Tasmanien. Es gibt viel grün und viel Küste aber einen richtigen Berg, wie der Name vermuten lässt, können wir nicht entdecken. Die Landschaft ist ziemlich Flach, lediglich ein kleiner Hügel sticht heraus und genau hier haben wir in gefunden: Mount William, ein nicht wirklich beeindruckender Hügel mit seinen gerade mal 216 Metern. Gut für uns, ohne viel Anstrengung sind wir schnell am Gipfelkreuz angekommen wo ein super Blick auf uns wartet und wir die grüne Weite überblicken können. Die verwaldete Landschaft ist Heimat für eine große Kolonie tasmanischer Forester Kängurus die, wie der Name vermuten lässt am liebsten im Wald leben. Bis jetzt hatten wir noch kein Glück und keines der Tiere gesehen aber als wir zurück am Wanderparkplatz ankommen (wir sind mal wieder die einzigen Gäste im Park :-D), passiert es und wir überfahren fast ein noch kleines Känguru. Aber zum Glück hat unser Auto eine Rückfahrkamera und in letzter Sekunde erkennen wir das Känguru. Der kleine ist scheinbar gewöhnt an Touristen in großen, fahrenden Kisten und bleibt erstmal standhaft sitzen auf der Suche nach etwas Futter von den Touristen. Selbst als wir aussteigen stört das den kleinen Kerl nicht und er schaut uns nur mit großen Augen an. Natürlich soll man die Wildtiere nicht füttern um sie nicht vom Menschen abhängig zu machen und wir halten uns daran. Trotzdem müssen wir das kleine Känguru fast überfahren bevor es beschließt unserem Auto etwas Platz zu machen.

Tasmaniens Norden

Während wir in Neuseeland nie Probleme hatten, ein Schwimmbad zum Duschen zu finden, da hatte wirklich jedes Minikaff eine Swimming-Hall, ist es in Tasmanien gar nicht so einfach, der regelmäßigen Körperhygiene nachzukommen, wenn man nur im Auto schläft. Und so bleibt uns nichts anderes übrig, als uns einen Stellplatz auf einem Campingplatz zu mieten. Ganz in der Nähe vom Mount Roland befindet sich der Gowrie Park, ein riesiger Campingplatz mit allen Annehmlichkeiten die man sich so vorstellen kann: heiße Duschen, Waschmaschinen und Trockner, Fernsehzimmer, Küche, Spielzimmer mit Billard, super netter Besitzer (auch wenn man seinen Akzent überhaupt nicht versteht) und vieles mehr. Und das Beste, wir sind mal wieder die einzigen Gäste, ein Vorteil der Nebensaison.

In der Nähe des Campingplatzes befindet sich, juhu, natürlich ein Nationalpark, der Mole-Creek-Karst-Nationalpark. Der Park wurde extra geschaffen, um die einmalige Karstlandschaft zu schützen. Im Park besuchen wir die Marakoopa Cave, die für Besucher geöffnet ist. Hier kann man die wunderschönen Felsformationen der Karstlandschaft bewundern und außerdem beherbergt die Höhle Australiens größte Glühwürmchen Population, sowie die seltene tasmanische Höhlenspinne. Wir bekommen nur die Glühwürmchen zu Gesicht (eigentlich handelt es sich um Leuchtkäfer die mit dem Licht ihrer Körper in absoluter Dunkelkeit ihre Nahrung, sprich Opfer, anlocken). Wenn alle Lichter ausgeschaltete sind, steht man wie unter einem riesigen Sternenhimmel, ein wirklich beeindruckendes Erlebnis, aber zum Schutz der Tiere ist das Fotografieren in der Höhle verboten.

Unweit der Höhle, im kleinen Ort Mole Creek befindet sich ein Wildlife Park, der eine Reihe von Tasmaniens Wildtieren beheimatet. Eigentlich ist es nicht schwer all die Tiere auch in freier Wildbahn zu sehen, aber da die meisten Dämmerungs- und Nachtaktiv sind, legen wir einen Stopp ein, um die Tiere auch noch einmal bei Tageslicht zu sehen. In dem riesigen Areal leben unzählige Wallabies, Kängurus, Wombats, Quolls, Vögel und natürlich die berühmten Tasmanischen Teufel. Die meisten Tiere wurden irgendwo verletzt aufgefunden und hier im Park wieder aufgepäppelt. Einige der Tiere sind an Menschen gewöhnt und dementsprechend handzahm. Die Tasmanischen Teufel hingegen sind kleine Biester die man nicht versuchen sollte zu streicheln. Die Beuteltiere sind nach wie vor vom Aussterben bedroht. Lange Zeit wurden sie, wie auch der Tasmanische Tiger als Schädlinge gejagt, bis sie fast ausgerottet waren. Zudem werden die Tiere seit einigen Jahren von einem mysteriösen Gesichtskrebs befallen, der hoch ansteckend ist. Aus diesem Grund hat es sich der Trowunna Wildlife Park zur Aufgabe gemacht die Tasmanischen Teufel zu züchten um eine größtmögliche genetische Diversität zu erreichen damit eine gegen den Gesichtskrebs immune Population entstehen kann, das gefällt uns. Aber warum heißt das kleine Tier eigentlich Teufel? Es gibt zwei Theorien, wie das Tier zu seinem Namen kam. Die ersten europäischen Siedler hörten im Gebüsch ein furchterregendes Fauchen und grelle kreischende Geräusche, die sie direkt an den Teufel erinnerten. Allerdings sind das die ganz normalen Laute bei der Futtersuche und beim Fressen. Eine andere Theorie besagt, dass die ersten Forscher in Tasmanien nachts durch die Wildnis strichen und mit ihrer Taschenlampe ins Gebüsch leuchteten und was sie dort sahen, waren die riesigen roten Ohren des Teufels. So kam das kleine neugierige Tier zu seinem bösen Namen.

Neben all den Kängurus und Vögeln im Park haben es uns die Wombats noch ziemlich angetan. Genau wie die Tasmanischen Teufel und die Kängurus tragen auch die Wombats ihre Jungen im Beutel. Eine alte Wombat Dame im Park ist sogar so zahm, dass man sie hochnehmen kann und sie sich in die Armkuhle kuschelt um gekrault zu werden, sehr kuschelig, aber doch ziemlich schwer die kleinen Brummer.

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