Neuseelands Nordinsel – Von Coromandel bis Wellington

Wie immer fahren wir weiter ohne großen Plan drauf los und landen an Neuseelands Ostküste. Dort liegt die wunderschöne Coromadel Halbinsel. Obwohl die Halbinsel nicht weit entfernt von der Großstadt Auckland liegt, ist es hier extrem dünn besiedelt und sehr einsam, erst recht in der Nebensaison. Die rund 400 Kilometer leuchtend weißen Sandstrände sind daher noch leerer, die urigen Dörfer ausgestorben und das regenwaldbedeckte Landesinnere wird sowieso nicht bewohnt. Wir starten unsere Erkundungstour im größten Ort der Halbinsel: Thames hat immerhin etwas über 6000 Einwohner und etliche Supermärkte und Tankstellen wo wir uns eindecken, um die weiter abgelegenen Gebiete zu bereisen. Wir fahren immer weiter nach Norden, in immer einsamere Orte. Doch plötzlich wie aus dem Nichts stehen unzählige Reisebusse und Autos vor uns auf einem Parkplatz. Ein kurzer Blick in den Reiseführer verrät uns auch warum. Hier befinden sich die wohl sehr sehenswerte Cathedral Cove. Trotz der ganzen Menschenmassen, auf die wir eingentlich keine Lust haben, machen wir uns auch an den Abstieg. Nach gut einer dreiviertel Stunde erreichen wir den schönen Strand direkt an der Mercury Bucht, wo hohe Sandsteinklippen in’s Meer ragen. Durch ständige Ausspülungen der Uferzone, konnte die Cathedral Cove vor vielen Jahrtausenden entstehen. Hier hatte der Maori Häuptling Hei lange seine Heimstätte, bevor das Gebiet 1993 zum Küstenschutzgebiet erklärt wurde.

Etwas weiter Richtung Whitianga, finden wir mitten im nirgendwo ein super uriges Kiwi Pub, die Coroglen Tavern, wo wir uns erst einmal die besten Fish (im Biermantel) und Chips, sowie ein kaltes Bier gönnen. Fish & Chips, definitiv eine essentielle Neuseelanderfahrung.

Nach der üppigen Stärkung, wollen wir unbedingt noch an die Hot Water Beach, haben uns doch andere Backpacker erzählt, dass hier heißes Wasser direkt unter dem Sand austritt. Da man das heiße Wasser am besten zur Ebbe erreichen kann beeilen wir uns und kommen rechtzeitig an. An einem kleinen Abschnitt des Strandes sprudelt rund 60° C heißes Thermalwasser aus dem Strand, wenn man an der richtigen Stelle ein Loch buddelt, vulkanische Aktivität machts möglich. Man kann gegen 5$ einen Spaten leihen aber das Geld sparen wir uns und nutzen lieber, einen zugegeben, wenig effektiven Stock und die Hände. Nils macht sich gleich an die Arbeit, um die heißen Quellen zu finden, was sich als gar nicht so einfach herausstellt. Man muss wirklich genau wissen wo man buddeln muss und als nur 4 Meter neben uns einige Franzosen das heiße Wasser erreichen sind wir schon etwas traurig das wir bei unseren 3 anderen Löchern kein Glück hatten. Troztdem ein ziemlicher Spaß auch wenn das Wasser tatsächlich etwas zu heiß ist um darin zu baden.

Von dem Surferort Tairua geht es nach Waihi, eine berühmter Goldminenort. Hier findet man überall noch Zeugnisse des großen Goldrausches und sogar heute wird noch Gold in einer riesigen offenen Mine abgebaut. Die Mine ist mittlerweile wenig rentabel und die naturbewussten Neuseeländer laufen Sturm für das Ende der Goldmine. Wir kommen leider so spät an, dass wir nur noch im Dunkeln um die riesige Mine streifen können.

Entlang der Ostküste zum Tongariro Nationalpark

Wir verlassen Coromandel und reisen an der Ostküste nach Süden. Als wir im kleinen Ort Maketu vorbei kommen klingelts, denn Maketu kennen wir aus dem Supermarkt. In dem winzigen Küstenort werden in einer wirklich kleinen Fabrik die weltberühmten Maketu Pies hergestellt, ähhh noch nie was davon gehört (ok vielleicht nur in Neuseeland ein Begriff). Die kleinen herzhaften oder süßen Kuchen sind ein überall erhältlicher Snack in Neuseeland und auch wir lassen uns das nicht entgehen und genehmigen uns einen Pie.

Unsere Fahrt führt uns weiter zur Bay of Plenty. Hier ankerte 1769 schon James Cook und gab der Bucht den Namen Bay of Plenty („Bucht des Überflusses“). Auch wir erkennen heute noch diesen Reichtum. Überall finden wir Obstplantagen entlang der Straßen und an jedem Eck gibt es allerlei Meeresdelikatessen zu kaufen. In Paengaroa besichtigen wir eine Kiwi-Frucht-Plantage. 80% der Neuseeländischen Kiwis werden in der Bay of Plenty produziert. Bei einer Privatführung (sonst ist hier keiner) über das riesige Areal erfahren wir alles über den Anbau und die Vermarktung der eigentlich aus China stammenden Frucht. Die grüne Kiwi ist vor allem für den deutschen Markt bestimmt, wohingegen die Asiaten fast ausschließlich die deutlich süßere goldene Frucht bevorzugen. Leider haben wir die Ernte um wenige Tage verpasst und so können wir nur noch die Reste absammeln und die verschiedenen Kiwi probieren. Erstaunlich das in Europa der Großteil der Kiwis aus Italien kommt, das war uns tatsächlich nicht bekannt denn wer denkt bei Kiwis nicht an Neuseeland.

Von den süß-sauren Früchtchen zu Kiwivögeln scheint es ein langer Weg zu sein aber als uns selbst der Plantagenbesitzer erzählt das Kiwis so selten sind und auch er als gebürtiger Kiwianer erst einen Vogel in freier Wildbahn gesehen hat, wollen wir die scheuen Tierchen auch versuchen zu sehen. Die nachtaktiven Kiwis in freier Wildbahn zu sehen ist ein zugegeben schwieriges Unterfangen und so entscheiden wir uns für die einfachere Variante. Im Rainbow Springs Nature Park Kiwi Encounter in Rotorua kann man die Kiwis bei Nacht in ihren Gehegen beobachten. Und wir haben Glück, denn als wir gegen Abend ankommen sind die ersten Tiere schon aktiv und so verbringen wir einige Stunden in der Aufzuchtstation und beobachten die scheuen Kiwis bei der Nahrungssuche. Den stolzen Eintrittspreis bezahlen wir gern und sehen ihn als Spende an, denn leider sind Kiwis trotz vieler über das Land verteilter Aufzuchtprogramme immer noch stark bedroht. Kein Wunder stecken die kleinen Tiere doch bei drohender Gefahr, wenn eine Flucht für sie aussichtslos erscheint, einfach den Kopf in den Sand, ohne Witz.

Nach soviel Kiwis und einer recht kalten Nacht im Auto machen wir uns am nächsten Morgen zu den in der Nähe des Lake Taupo liegenden 11 Meter hohen Huka Wasserfällen des Waikato Rivers auf. Die Fälle sind nicht sehr hoch und beeindruckend, das Schauspiel aber, wie sich der eigentlich 100m breite Fluss durch einen 15m breiten Canyon drückt dafür umso mehr. Es rauscht und donnert und alles wird in Gischt gehüllt, kaum vorstellbar, das dieser als unbefahrbar geltene Fluss, mittlerweile von mutigen Kanuten bezwungen wird. Wir trauen uns das natürlich nicht und gehen lieber etwas wandern im weltbekannten Tongariro Nationalpark. Der Park liegt ziemlich genau im Landesinneren der Nordinsel und wurde bereits 1894 gegründet. Somit ist er einer der ältesten Nationalparks der Welt und der älteste in Neuseeland. Im Zentrum des Parks befinden sich drei aktive Vulkanberge: der Tongariro (1968 m), der Ngauruhoe (2291 m) und der Ruapehu (2797 m). Der Ngauruhoe ist mit Sicherheit einer der meistfotografierten und bekanntesten Vulkane der Welt, spielt er doch die Hauptrolle in Peter Jackson Herr der Ringe Filmen. Der Schicksalsberg sieht wirklich beeindruckend aus und natürlich machen auch wir ein Bild des Vulkans in dem der eine Ring erschaffen und vernichtet wurde.

Von Napier nach Wellington

Nach so viel Bergen zieht es uns wieder zurück zum Meer. Statt die großen von Autos und Lastern überfüllten Straßen zu nehmen (die Neuseeländer fahren wirklich schlimm), entscheiden wir uns für eine kleine Schotterstraße durch hügelige Wiesenlandschaften und direkt durch den Kaweka Forest Park. So viele Schafe auf einem Haufen haben wir definitiv noch nie gesehen und außer ein paar Landwirten mit ihren Traktoren begegnet uns die ganze Fahr über kein Auto. Wir kommen in Napier, einer kleinen Hafenstadt raus. Der Ort wurde bei einem heftigen Erdbeben mit der Stärke von 7,8 im Jahre 1931 vollständig zerstört. Danach wurde die komplette Stadt im damals angesagten Art-Déco-Stil wiederaufgebaut. Wir machen einen sehr langen Stadtspaziergang durch die Stadt mit ihren typischen Häusern und können uns jetzt endlich auch mal etwas unter Art-Déco vorstellen.

Nach so viel laufen sind wir ziemlich durstig und wir suchen uns das nächste Pub,  um den Abend ausklingen zu lassen. Wir wundern uns, warum alle Kneipen an einem Wochentag so brechend voll sind, doch beim ersten Blick auf den Fernseher wird schnell klar das Neuseelands beliebtester Sport zelebriert wird. Die British und Irish Lions, eine Rugby Auswahl aus UK und Irland, touren mal wieder in der südlichen Hemisphäre (in den alten Kolonien) und wie es der Zufall so will jetzt genau in Neuseeland, das ist übrigens nur alle 12 Jahre der Fall, wir haben also verdammt Glück. Das Ganze ist natürlich ein Riesending und bei Briten und Neuseeländern genauso groß wie die EM oder WM im Fussball. Gegen die Neuseeländischen All Blacks, die erfolgreichste Rugby Mannschaft und das erfolgreichste Team weltweit haben die Lions natürlich einen schweren Stand. Auch wir Jubeln für die All Blacks, die die Lions eindrucksvoll besiegen. Definitiv Rugby auf Weltklasse-Niveau.

Roadtrip Neuseeland

Der Süden der Nordinsel

Die Zeit rast und es wird Zeit uns weiter nach Süden zu begeben, schließlich müssen wir in einigen Tagen schon unser Auto auf der Südinsel abgeben. Unser nächstes Ziel ist Cape Palliser, der südlichste Punkt der Nordinsel Neuseelands. Nils hat auf der Karte eine super Abkürzung gefunden (da sollte wirklich eine Straße sein) und wir fahren bei schon einbrechender Dunkelheit stundenlang auf einsamer Schotterpiste Richtung Cape. Doch plötzlich wie aus dem Nichts ist mitten auf den kleinen Weg ein verschlossener Zaun, links und rechts Kilometer weit nur dichter Wald. Laut Navi sind es nur noch 0,4 km Luftlinie bis zum Leuchtturm, hätte man da nicht ein Schild am Anfang der 100km langen Straße aufstellen können? Ziemlich sauer beschließen wir einfach an Ort und Stelle zu schlafen. In unserem Reiseführer lesen wir, dass das meiste Land in Privatbesitz von alten Maoristämmen ist. Auch am nächsten Morgen bei Helligkeit ist kein Weiterkommen möglich und auch nirgends eine Menschenseele zu finden bei der man für etwas Maut eine Weiterfahrt oder Zutritt zum Privatgelände erkaufen könnte. Also machen wir uns auf den langen Weg zurück zur Hauptstraße und müssen leider ohne die Eindrücke des Cape Palliser abziehen.

Wellington

Früh am Morgen erreichen wir Wellington und da unsere Fähre erst am Abend geht, haben wir noch den ganzen Tag, um die Stadt zu erkunden. Wellington, die Hauptstadt Neuseelands, hat ein überschaubares Zentrum von gerade mal 2 Quadratkilometern und so erkunden wir die Stadt zu Fuß.

Wir legen einen kurzen Stopp am Parlament ein. Die Touren sind uns zwar zu teuer, aber von außen sind die Gebäude auch schon sehr sehenswert, vor allem das „Beehive“, in dem u.a. der Prime Minister seinen Sitz hat, sieht tatsächlich aus wie ein Bienenstock in dem die Parlamentarier fleißig wie Bienen werkeln, so zumindest eine mehr oder weniger spöttische Bezeichnung der Neuseeländer. Wir spazieren weiter zur Cathedral of St. Paul, durch die Kuba Street, ein sehr trendiges Künstler- und Ausgehviertel, entlang der Hafenpromenade bis zum wunderschönen Botanischen Garten, wo wir den Nachmittag ausklingen lassen.

Und dann geht es ab auf die Fähre, die uns in eigentlich nur 3 ½ Stunden zur Südinsel bringen soll. Da kommen wir auch pünktlich um 20:30 Uhr an, aber da ein heftiger Sturm wütet, können die Tore der Fähre nicht geöffnet werden und wir müssen bis lange nach Mitternacht auf dem Schiff verharren. Den Sturm an Board des Schiffes zu erleben ist wirklich ziemlich cool und bei Windstärke 8 an der Reling zu stehen hat auch was. Immerhin gibt es umsonst Fish & Chips und Getränke und so geht die Zeit auch schnell vorbei.

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