Von Villa de Leyva nach Bogota

Nachdem wir in San Gil ziemlich viel Outdooraction hatten, muss wieder etwas Kultur her und wir machen uns auf nach Villa de Leyva. Die Stadt wurde 1572 gegründet und nach dem ersten Präsidenten Neugranadas, Andrés Díaz Venero de Leyva, benannt. Weiße Fassaden, große Türen und Fenster aus Holz, schöne maurisch beeinflusste Balkons, steinbepflasterte Gassen und herrliche Innenhöfe prägen dieses ruhige Kolonialstädtchen und laden förmlich zum gemütlichen schlendern und entspannen ein. Der Mittelpunkt der hübschen alten kolonialen Stadt, ist der 14.000 qm große Plaza Mayor, Südamerikas größter gepflasterter Platz. Ein echt schönes Fotomotiv, der schon des öfteren Schauplatz historischer Filme war. Von der Stadt aus wandern wir zum Museum El Fosil, wo es ein 120 Millionen altes Fossil eines Kronosaurus-Babys zu bestaunen gibt. Das marine Fossil umfasste zu Lebzeiten eine Länge von 12 Metern und hatte ein wirklich beängstigendes Gebiss. Vom Museum aus, wandern wir weiter zum Observatorio Astronomico Muiscas. Auf dieser Kultstätte befinden sich unzählige riesige zylindrische Stein-Monolithe (Phallus), die von den indigenen Völkern zur Bestimmung der Jahreszeiten genutzt wurden (davon geht man aus).

Von dem beschaulichen Villa de Leyva nehmen wir den Bus noch Norden, wo die Hauptstadt Kolumbiens auf uns wartet.

Mit 7,5 Millionen Einwohnern, liegt Bogotá im Zentrum Kolumbiens auf einer ausgedehnten Hochebene (2.600 Meter). Die Stadt ist von Bergen umschlossen, die Temperaturen sind vor allem nachts eisig kalt und es regnet häufig. Wir haben allerdings Glück was unsere Stadterkundung deutlich angenehmer macht. Die Stadt wurde 1538 gegründet und ist wie fast alle Südamerikanischen Städte in Folge der Eroberung vom spanischen Baustil geprägt. Bogota galt als Hochburg der Unabhänigkeitsbewegung, allerdings blieben viele Versuche der Bevölkerung ohne Erfolg. Im Jahre 1819 gelang es unter Simón Bolívar und Francisco de Paula Santander endgültig die Unabhängigkeit vom spanischen Königreich zu erreichen. Daraufhin schuf Simón Bolívar den Staat Großkolumbien (“Gran Colombia”, der aus Kolumbien, Venezuela und Ecuador bestand) mit Bogotá als Hauptstadt. Das künstliche Riesenreich hatte aber nie eine realistische Chance und scheiterte an der unsinnigen Zentralverwaltung und natürlich am Willen der Bevölkerung kurz nach Bolivars Tod. Der Held der Unabhängigskeitsbewegung starb einsam und ohne Macht an der Nordküste Kolumbiens in Santa Marta. Aber genug Hintergrundinfo: Wir starten unseren Stadtrundgang am Plaza de Boliviar, wo eine Bronze-Statur zum Gedenken des Nationalhelden errichtet ist. Hier befindet sich auch Boliviars Residenz, wo er 1828 nur knapp einem Attentat durch den berühmten Fenstersprung entkommen ist (das kennt man doch auch aus Europa). Im  historischen Kern der Altstadt namens La Candelaria, entdecken wir eindeutig die Gringozone der Stadt, denn hier befinden sich etliche Hotels und Hostels und natürlich jede Menge Kneipen, alles natürlich für kolumbianer zu gesalzenen Preisen. Wir entscheiden uns gegen einen überteuerten Drink und bestaunen stattdessen die Hauswände mit wunderschönen Graffiti-Gemälden (Streetart), die sich gegenseitig übertreffen. Die Hausbesitzer selbst engagieren Künstler, um zu vermeiden, dass die Wände von Schmierfinken verunstaltet werden, denn ordentliches Graffiti wird auch von den Schmierfinken geachtet. Jetzt haben wir aber doch Durst und wir kommen kostenlos an einen Chicha den wir natürlich gerne testen. Bei dem traditionellen Getränk (Andenbier) handelt es sich um fermentierten Mais, der schon von den Inkas getrunken wurde und heute eine kleine Renaissance erlebt was wohl auch daran liegen dürfte, das Chicha heute nicht mehr mit Spucke fermentiert wird.

Wenn man an die südamerikanischen Urvölker denkt bleibt der Gedanke an Gold natürlich nicht aus und so bietet Bogota das wohl Beste Goldmuseum in Südamerika. Die Gelegenheit lassen wir uns nicht nehmen und besichtigen das Museo del Oro. Hier sind unzählige (über 35.000 Teile) aus Gold gearbeitete präkolumbianische Fundstücke zu bewundern. Das bekannteste ist das Goldfloß von Eldorado. Eldorado (Die goldene Stadt) haben die Spanier nie gefunden, allerdings wurde in einem Kratersee, der traditionell als Opferstätte für die Götter genutzt wurde, massenweise Opfergold gefunden, darunter auch das aus filigranem Gold gefertigte Floß, 600 n. Chr. – 1600 n. Chr. aus Pasca, das die El-Dorado-Zeremonie darstellt. Soviel fein gearbeitetes Gold und filigrane Figuren haben wir definitv noch nicht auf einen Fleck gesehen, der Eintritt von gerade mal ca. 1€ lohnt auf jedem Fall. Nicht weit entfernt befindet sich das Museo Botero. Alle Ausstellungsstücke wurden von Botero gestiftet und ja, uns gefällt Botero definitiv. Gleich im Eingangsbereich winkt uns eine riesige Papsthand zu. Bei näherer Betrachtung stellen wir fest, dass die Hand aus Sicht des Papstes dem Volk den Mittelfinger zeigt. Eine eindeutige Botschaft, was Botero vom Papst und der Religion hält, ziemlich witzig! Wir verbringen etliche Stunden im Museum und kommen nicht aus dem Schmunzeln heraus. So viele, auch ernste, Botschaften sind in den vermeintlich witzigen Zeichnungen und Skulpturen untergebracht das man Mühe hat alle zu finden, Super!

Wir haben ein wenig zu viel vom Großstadttrubel und nehmen gegen Abend die Seilbahn zum 3152 Meter hohen Berg Monserrate direkt über Bogota. Hier ist natürlich auch ordentlich was los aber ein ruhiges Fleckchen gibt’s in Bogota nicht. Der Ausblick ist wirklich super und wir können den Sonnenuntergang und fast das gesamte Ausmaß der Riesenstadt bewundern.

Von unseren AirBnB Gastgebern erfahren wir, dass im nahegelegenen Zipaquirá (1 Stunde mit dem Bus) eine sehenswerte Salz-Kathedrale steht. Wir können uns darunter nicht wirklich was vorstellen und fahren am nächsten Morgen hin. Natürlich dauert alles länger, wir kommen spät weg, der Bus braucht glatte 2 Stunden und so ist es schon ziemlich spät als wir in Zipaquirá aufschlagen. Eine beeindruckende Kathedrale aus Salz endecken wir bei unserem Rundgang nicht, als wir über einen Touristenzug (die Dinger die auf der Straße fahren) stolpern. Natürlich fährt das Teil auch zur Salzkathedrale und wir steigen ein. Nach 10 Minuten bergauf erreichen wir ein Bergwerk und so langsam klingelts, denn die Kathedrale wurde in eine alte Salzmine gebaut. Schnell besorgen wir uns Eintrittskarten und starten mit der nächstbesten Tour in das alte Bergwerk. Die Kathedrale hat riesige Ausmaße und allein der Weg in das Hauptschiff ist ein Erlebnis, kein Wunder das die Kathedrale als erstes Wunder von Kolumbien deklariert wurde. Vorbei an unzähligen in den Salzstein gehauene Kreuzen geht es bis zu 180 Meter tief unter dee Erde, bis ins Hauptschiff der Kirche. Hier können wir uns nun frei bewegen und so lange verweilen, wie wir möchten. Es gibt viel zu entdecken und das größte unterirdische Kreuz ist beeindruckend, auch weil es nichts wiegt. Das Kreuz ist lediglich in den Stein gehauen und entsprechend beleuchtet. Von weiter Weg absolut nicht zu sehen, man denkt wirklich hier hängt ein Kreuz. 🙂

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